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Wer hilft China gegen das Virus?
BIOLUMNE über den Austausch zwischen China und Kuba
Meine Uni in Hongkong ist zwar geschlossen, das Uni-Gästehaus dient als Quarantänestation für aus China zurückkommende Studenten, aber die Lehre fällt nicht aus: Ich unterrichte als Biotech-Professor, inzwischen eigentlich im Ruhestand, per Internet vom Arbeitszimmer im Merseburger Vorort Meuschau meine fleißigen Studenten. Die sitzen mit Laptops meist zu Hause oder in Parks in Hongkong. In ihren E-Mails lese ich, die Zahl der Neuinfektionen in China gehe zurück - dank beispielloser Disziplin und Ordnung. Und die Studenten wundern sich, dass in Deutschland - trotz Pandemie-Warnung - noch Karneval gefeiert wurde. Und sie berichten, wer China konkret gegen das Coronavirus hilft. Zum Beispiel Kuba. Wie? Mit Bio-Pharmaka!
Beispiel: Das Eiweiß Interferon alpha. Das wird im menschlichen Körper von weißen Blutkörperchen nach akuten Virusangriffen gebildet. Dort natürlich nur in Nano-Mengen. Entdeckt wurden Interferone 1957 von Jean Lindenmann und Alick Isaacs in London, die sie in Milligramm-Mengen aus Tausenden Litern Blut Virusinfizierter isolierten. Erstaunlicherweise wurden beide nie mit dem Nobelpreis geehrt. Der Schweizer Molekularbiologe Charles Weissmann fand einen gentechnischen Weg, in Bioreaktoren alpha-Interferon zu produzieren.
Biotechnologisch hergestelltes Interferon alpha 2b (IFNrec) ist eines von 30 ausgewählten Medikamenten, um das Coronavirus in China zu bekämpfen. Seit 1986 vom CIGB in Havanna entwickelt, hat Interferon alpha in mehr als 30 Jahren bereits Tausenden kubanischen Patienten geholfen. Es verhindert effektiv die Vervielfältigung von Viren in den menschlichen Zellen. Mit einem Technologietransfer 2003 vom CIGB nach China gründete man das chinesisch-kubanische Joint Venture »Changheber« in Changchun. In der nordostchinesischen Stadt wird seit dem 25. Januar das Interferon produziert.
Das Coronavirus reduziert die natürliche Produktion von Interferonen im menschlichen Körper. Das kubanische Medikament gleicht genau dieses Defizit aus. Es stärkt das Immunsystem von Patienten, die an der infektiösen Atemwegserkrankung leiden.
Jüngst traf der seit 2019 amtierende kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel den chinesischen Botschafter Chen Xi in Havanna. Dabei unterstrich er den festen Willen Kubas, China im Kampf gegen das Virus zu begleiten. 56 Jahre medizinische Kooperation Kubas mit 164 Ländern und der Einsatz von 4000 kubanischen Medizinern beweise klar das »Prinzip der Solidarität«, das Kuba auch weiterhin verteidigen werde: »Wir praktizieren Solidarität, wie Fidel sagte, mit Fakten, nicht mit schönen Worten. Wie Che Guevara sagte: Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.«
Der Autor hat im letzten Jahr in Havanna das Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) besucht und war begeistert: Das CIGB hat Spitzenprodukte gegen Krebs und Viruserkrankungen entwickelt (siehe Biolumne vom 9./10. Februar 2019).
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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