Eisern humorlos

Personalie

  • Stefan Schocher
  • Lesedauer: 2 Min.

Es sind wenig schmeichelhafte Eigenschaften, die Leonid Koschara schon während seiner Zeit als ukrainischer Außenminister und davor als Spitzendiplomat zugeschrieben wurden. Nach Interviews mit westlichen TV-Stationen waren ihm eiserne Humorlosigkeit und Steifheit attestiert worden. Jetzt sitzt Koschara in Haft. Der Vorwurf lautet Mord.

Seit dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch Anfang 2014, dessen Intimus und Außenminister Koschara war, hatte er kaum von sich hören lassen - bis am 21. Februar dieses Jahres eine Leiche in seinem Haus in einem beschaulichen Vorort Kiews lag. Der Tote war der Medienmanager Serhiy Starytsky, Generaldirektor der Atlantic Group Holding, ein alteingesessener Werberiese.

Koschara sprach von einem Suizid. Diesen habe sein Gast begangen, während er selbst und seine Frau sich in einem anderen Raum aufgehalten hätten. Motive und Umstände gab er nicht bekannt. Nur, dass sowohl das Opfer als auch Koschara zum Tatzeitpunkt offensichtlich schwer beeinträchtigt waren. Nicht publik ist, ob durch Alkohol oder andere Drogen. Koschara muss jedenfalls beim Erzählen der Selbstmordversion überzeugt haben. Seine Darstellung des Todesfalls wurde von den Ermittlern nämlich über lange Zeit verfolgt. Nun wurde Koschara aber als dringend Tatverdächtiger verhaftet.

Der in Poltawa geborene Politiker stand lange Zeit auf der Seite der Regierungsparteien. Er studierte Ende der 1980er Jahre an der Hochschule des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Seine politische Karriere begann Koschara dann als Mitglied der Präsidial-Administration unter Präsident Leonid Krawtschuk und trat unter Präsident Leonid Kutschma in den diplomatischen Dienst ein. Die orangefarbene Revolution von 2004 lehnte Koschara ab. Er verbrachte die Folgejahre für die Partei der Regionen im Parlament und platzierte sich dann im engsten Kreis um Janukowitsch. Im Zuge der Maidan-Revolte wurde Koschara im Februar 2014 vom Parlament als Außenminister abgesetzt.

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