Eine Berlinerin will Amerika erobern
Basketballerin Satou Sabally ist eines der größten Talente. Gute Leistungen in der US-Profiliga könnten auch die Frauen hierzulande fördern
Ein deutsches Basketball-Ausnahmetalent in Dallas? In der Dirk-Nowitzki-Stadt? Satou Sabally hat plötzlich dieses Leuchten in den Augen. »Er hat Dallas auf die Karte gebracht«, sagt die 21-jährige Berlinerin: »Wenn ich das für den Frauenbereich machen könnte, wäre das super.« Sabally, eines der größten Talente weltweit, hat nur noch wenig Zeit, sich an den charmanten Gedanken zu gewöhnen. In der Nacht zu Sonnabend findet der Draft der WNBA statt. In der US-Profiliga schafften es erst drei deutsche Spielerinnen vor ihr, Fuß zu fassen. Die Prognosen vieler Experten sehen die vielseitige Flügelspielerin Sabally als Pick Nummer zwei - und der gehört den Dallas Wings.
Sicher ist ein Wechsel der Nationalspielerin vom Collegeteam Oregon Ducks in die Texasmetropole, in der auch ihr Freund Jalen Jelks als Footballprofi sein Geld verdient, aber noch keinesfalls. Auch Teams aus Indiana und Atlanta stehen als potenzielle Arbeitgeber im Raum. Mit der ersten Wahl wird New York Liberty den Prognosen zufolge Saballys bisherige Mitspielerin Sabrina Ionescu nehmen. Sabally hat positive Gespräche mit den Verantwortlichen der verschieden Teams geführt, sagt sie. Einen echten Eindruck per Videokonferenz zu gewinnen, sei aber ziemlich schwer. Das macht die Spannung vor dem so bedeutsamen Tag, dem »Höhepunkt des Jahres«, wie sie sagt, nicht kleiner.
Eigentlich sollte die Veranstaltung im festlichen Rahmen in New York steigen, nun wird Satou Sabally an ihrem Studienort in Eugene auf der Couch Platz nehmen müssen und die Prozedur online verfolgen. »Es wird nicht so glamourös. Ich werde mir trotzdem ein Kleid anziehen und mir trotzdem mein Make-up machen«, sagt sie. Auch ein paar Fotos und Videobilder werden geschossen. Alles mit dem nötigen Abstand.
Die Coronakrise hatte Saballys bis dahin beeindruckende College-Karriere vorzeitig beendet. Die Chance auf den Titel in der »March Madness« wurde ihr genommen, die Auszeichnung als beste kleine Flügelspielerin (Small Forward) der NCAA bot immerhin einen kleinen Trost. Insgesamt war es aber ein harter Schnitt, den sie akzeptieren musste. Der Blick der in New York mit gambischen Wurzeln geborenen früheren Bundesligaspielerin geht nun aber nach vorne, Sabally hat große Pläne. Wenn es in der WNBA losgeht - der Saisonstart wurde auf unbestimmte Zeit verschoben - will die 1,93 Meter große Frau auch ein Level höher beeindrucken. »Ich sollte mir vorstellen, Rookie of the Year zu werden«, sagt sie. Also bester Liganeuling. Das wäre ein Pfund.
Ihre erstaunliche Karriere in Deutschland begann früh. Im Alter von 14 Jahren spielte sie bereits in der zweiten Liga beim TuS Lichterfelde, mit 15 war sie schon Stammspielerin bei den Berlinern. 2015 wagt sie dann den Sprung in die Bundesliga zum Freiburger Team USC Eisvögel, 2017 ging sie in die USA zur University of Oregon.
Mit starken Leistungen in der WNBA würde Sabally noch mehr Aufmerksamkeit erhalten - somit auch die Basketballerinnen in Deutschland voranbringen. Ähnlich so, wie es Dirk Nowitzki bei den Männern gemacht hat. »Er ist eine lebende Legende«, sagt Sabally. Wenn es klappen würde, wäre sie »völlig starstruck«. Also begeistert, fasziniert, euphorisiert. Am Sonnabend wird klar, ob künftig das nächste »German Wunderkind« Texas aufmischen wird. SID/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!