Verhinderter Verhandler

Zum Tod des SED-Politikers Herbert Häber

Er war ein am Ende glückloser Verhandler zwischen Ost und West, der an den Umständen scheiterte, scheitern musste - Herbert Häber, der am 10. April im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Geboren in einer Zwickauer Arbeiterfamilie, seit den 50er Jahren Mitarbeiter und später Mitglied des SED-Zentralkomitees, wurde Häber der Mann für diffizile Gespräche mit der Bundesrepublik. 1984 holte Parteichef Honecker ihn ins Politbüro; da war er schon eine Weile mit diskreten Verhandlungen über moderatere Reiseregelungen zwischen DDR und BRD befasst. Ein Kern der DDR-Führung wollte keine Mauertoten mehr und weitere Kredite aus dem Westen; Häber sollte darauf hinarbeiten und zu diesem Zweck auch einen Besuch Honeckers in Bonn vorbereiten.

Doch die Sowjetunion - Generalsekretär Tschernenko und Verteidigungsminister Ustinow - stellte sich quer. Und in der SED-Führung organisierte eine andere Fraktion den Nachschub an dringend benötigten Devisen - über den MfS-Mann Schalck-Golodkowski und Bayerns Ministerpräsident Strauß. Häber wurde zwischen den Fronten zerrieben, von Honecker zurückgepfiffen und abserviert, geriet in den Verdacht, ein Westagent zu sein.

Honeckers fuhr - inzwischen war in Moskau Gorbatschow am Ruder - dann doch noch zum Staatsbesuch in die Bundesrepublik. Dort sagte er unter anderem, es werde der Tag kommen, »an dem uns die Grenzen nicht mehr trennen, sondern vereinen«; wie auch immer er das gemeint hat. Das war im September 1987.

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