Stilles Fest
Neujahr in Laos war wegen Corona Nebensache
Eigentlich steppt der Bär in Laos, wenn drei, diesmal vier Tage lang im April das Neujahrsfest begangen wird. Eigentlich dröhnt an jeder Ecke Musik in ohrenbetäubender Lautstärke, fließt das Bier in Strömen und wird jeder Passant kräftig mit Wasser übergossen. Die älteren und weniger auf Rummel bedachten Laoten wandern von Pagode zu Pagode, um die zu diesem Zweck im Freien aufgestellten Buddhafiguren sanft mit Wasser zu benetzen.
Doch nichts ist eigentlich im Jahr des Coronavirus. Gespenstische Stille herrschte über der Hauptstadt Vientiane, Polizeiposten an jeder größeren Kreuzung, die Autofahrer nach dem Woher und Wohin fragten. Die sonst dicht umlagerten Pagoden hielten meist ihre Tore geschlossen. Selbst die alkoholgetränkten Nachbarschaftsfeste fanden, wenn überhaupt, in heimlicher Stille statt. Denn seit publik wurde, dass sich der nachgewiesene Infektionsfall Nummer 19 beim lockerem Umtrunk ereignete, herrschte noch größere Zurückhaltung, die durch ein behördliches Alkoholverkaufsverbot bestärkt wurde.
Laos ist seit drei Wochen im Covid-Lockdown und wird es nach Beschluss der Regierung für weitere vierzehn Tage bleiben. Regierungseinrichtungen sind bis auf Notbesetzungen geschlossen, Ansammlungen aller Art untersagt, die Menschen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Viele Läden und Dienstleistungseinrichtungen sind zu, Restaurants bieten Gerichte nur zum Mitnehmen an. Hochkonjunktur haben nur die Lieferdienste und deren Motorradkuriere.
Die laotische Wirtschaft ist in der Schockstarre. Dabei hatte die Regierung neben den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus auch ein Programm zur Milderung der Folgen für Wirtschaft und Bevölkerung verkündet. Für erst einmal drei Monate wird demnach für Einkommen unter fünf Millionen Kip (etwa 500 Euro) keine Einkommenssteuer erhoben. Der Haken an der begrüßenswerten Sache: Dazu muss man ein Einkommen haben. Viele Firmen haben ihre Mitarbeiter in einen verlängerten unbezahlten Neujahrsurlaub geschickt. Unternehmen im Tourismussektor wird ein Aufschub von drei Monaten für die Entrichtung ihrer Steuern eingeräumt. Doch der Tourismus, der sonst während des Neujahrsfestes nur so brummt, steht faktisch still. Seit Wochen meldet die Task-Force der Regierung die Zahl der Einreisen über die internationalen Flughäfen: Konstant null. Einwohner und Unternehmen können ihre Wasser- und Stromrechnungen ratenweise und verspätet zahlen. Aber gezahlt werden müssen sie doch.
Wie angespannt die Situation unter der Decke der allgemeinen Ruhe ist, konnte der Gouverneur des Hauptstadtdistrikts Saythany erfahren. Kaum hatte er verfügt, pro Familie in seinem Distrikt zwei Passierscheine gegen eine Gebühr von je 30 000 Kip (rund drei Euro) auszugeben und pro Haushalt eine Abgabe von 10 000 Kip zur Unterstützung der Dorfmilizen bei der Durchsetzung der Beschränkungen erlassen, da erhob sich ein heftiger Shitstorm in den sozialen Medien. Die Verfügung wurde nach nicht einmal 24 Stunden kassiert und der Premier erließ eine Bestimmung, die solche Gebühren ausdrücklich untersagt.
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