- Berlin
- Corona
Berlin hebt de facto Versammlungsverbot wieder auf
Kleine Kundgebungen mit bis zu 20 Teilnehmern können auf Antrag genehmigt werden
Das Grundprinzip in der Bekämpfung der Corona-Pandemie bleibt. »Jede Person soll die physischen Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren und den Abstand von 1,50 Meter einhalten«, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). So konnte die Infektionswelle mit dem Coronavirus bislang in der Hauptstadt einigermaßen in Schach gehalten werden. Trotz Wochen des Lockdowns ist der Zustand weiter fragil. »Der Gesundheitsschutz steht an allererster Stelle«, betonte Müller. Und: »Die Infektionswelle unter Kontrolle zu halten ist das A und O.« Da die Bestimmungen im Öffentlichen Personennahverkehr nur schwer umgesetzt werden können, soll in Bussen und Bahnen ab dem kommenden Montag eine Pflicht zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes gelten, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.
Dort, wo die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können, will Rot-Rot-Grün unterdessen mit der neuen Verordnung einige Lockerungen umsetzen. Das erklärten die Spitzen des Mitte-links-Bündnisses in Berlin am Dienstag nach der Senatspressekonferenz im Roten Rathaus. Demnach hebt der Senat das de-facto-Versammlungsverbot in der Hauptstadt auf. »Für Versammlungen mit bis zu 20 Personen können Genehmigungen beantragt werden«, sagte Vizesenatschef Klaus Lederer (Linke). Ab dem 4. Mai werden auch Versammlungen mit bis zu 50 Personen wieder unter freiem Himmel in der Hauptstadt erlaubt, wenn die geltenden Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten werden.
Auch Gottesdienste werden in solchen Größenordnungen wieder möglich, wenn es die Gotteshäuser platzmäßig hergeben. Größere Versammlungen bleiben jedoch verboten. Das gilt auch für Großveranstaltungen mit bis zu 1000 Personen, die bis Ende August untersagt sind. Großevents bis zu 5000 Menschen bleiben laut Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bis zum Ende der Herbstferien Ende Oktober verboten.
Das Bundesland Berlin setzt damit auch die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz aus der vergangenen Woche um. So soll der Einzelhandel auf Verkaufsflächen bis zu 800 Quadratmetern wieder geöffnet werden. Größere Malls und Einkaufszentren können ihre Verkaufsräume auf diese Größe reduzieren und dann öffnen. »Die Öffnung, die wir beschlossen haben, sollen die Versorgung mit den Dingen des alltäglichen Bedarfs ermöglichen«, sagte Pop. Es gehe nicht um eine Einladung zum Shoppen oder Verweilen. Auch in den Geschäften sind die Abstandsregeln einzuhalten.
Restaurants und Gastronomiebetriebe dürfen zunächst nur weiter außer Haus verkaufen und liefern – genau wie Hotels bleiben die Restaurants erst mal geschlossen. »Der Einzelhandel ist wichtig, die Gastro ist wichtig, die Pandemie sucht sich aber Orte, wo sie von einem auf den anderen Menschen überspringen kann«, begründet Lederer die Aufrechterhaltung der Verbote.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!