Corona stoppt den Bau von Ozeanriesen

Arbeiter der Meyer-Werft bangen um ihre Jobs

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Mehrere Tausend Menschen zieht es immer dann ans Ufer der Ems, wenn wieder einmal ein «Traumschiff» die Meyer-Werft verlässt und auf dem für die großen Pötte recht schmalen Fluss in Richtung Nordsee startet. Das 1795 gegründete Unternehmen ist stolz auf die Resonanz des Publikums, auf dessen Interesse an den Kreuzfahrtriesen. Doch das im ostfriesischen Papenburg und weiter flussabwärts vertraute Bild der Zuschauermassen blieb aus, als der Luxusliner «Iona» im März seine ersten Ems-Kilometer zurücklegte. Grund für die Leere auf den Deichen: das Coronavirus. Entlang des Wasserweges waren Menschenansammlungen von mehr als zehn Personen behördlich verboten worden.

Die für 5200 Gäste ausgelegte und nach einer schottischen Insel benannte «Iona» hat längst ihr Ziel, einen Liegeplatz unweit Bremerhavens, erreicht. Sie wird vorerst, der Pandemie geschuldet, nicht zu erlebnisreichen Reisen in See stechen. Potenzielle Passagiere des «Traumschiffs» mögen das bedauern, doch weitaus bedrückender als entgangene Urlaubsfreuden sind die Sorgen bei den Mitarbeitern der Meyer-Werft.

Ihre Stammbelegschaft in Papenburg umfasst 3600 Beschäftigte, hinzu kommen etwa 3500 Leiharbeiter und Kräfte auf der Basis von Werkverträgen. Weitere 700 Menschen sind bei der Neptun-Werft in Rostock tätig, seit 1997 ein Unternehmen der Meyer-Gruppe. Zu ihr gehört auch die Schiffbaufirma Meyer Turku in Finnland, bei der etwa 2000 Frauen und Männer ihr Brot verdienen.

Auf der Homepage des jene drei Unternehmen umfassenden Konzerns bezeichnet Seniorchef Bernard Meyer jetzt in einem Videobeitrag die derzeitige Lage als «größte Krise», die er je in der Werft erlebt habe. Noch nie habe die gesamte Kreuzfahrtflotte der Welt stillgestanden, so wie es nun die Coronakrise erzwingt.

Folge für die Werft: «Es werden einfach nicht mehr so viele Kreuzfahrtschiffe gebraucht», konstatiert Meyer. Deshalb müsse das Unternehmen «in allen Bereichen über Kurzarbeit, aber auch über den Abbau von Arbeitsplätzen nachdenken». Die bisher in der Werft zu leistende Arbeit werde sich um etwa 40 Prozent verringern. Zwar lägen Aufträge vor, aber bis 2024 sei voraussichtlich kein Neugeschäft zu erwarten. Überwunden werde die Krise der Kreuzfahrtbranche wohl erst 2030 sein, befürchtet der Werftchef.

Die Kurzarbeit, die er angekündigt hatte, tritt am 1. Mai für zunächst zwei Monate in Kraft. Abgelehnt hat es das Unternehmen, den Lohn aufzustocken. Das war eine Forderung des Betriebsrates gewesen. Dessen Vorsitzender Nico Bloem äußerte zum Thema Personalabbau: «Bevor jemand von der Stammbelegschaft in Papenburg seinen Arbeitsplatz verliere, solle »die hohe die Zahl der Fremdbeschäftigten massiv reduziert werden«.

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