- Kommentare
- Corona in Schweden
Stockholm schreibt Geschichte
Peter Steiniger über den schwedischen Expressweg durch die Coronakrise
Laissez-faire statt Lockdown? Aufgeregte Berichte über den Sonderling Schweden ließen mitunter der Eindruck entstehen, unsere nordischen Nachbarn hätten den Ernst der Lage völlig verkannt und würden auf Corona-Partys fröhlich Mazurka tanzen. Das jedoch ist Quatsch mit Soße. Richtig ist, dass Stockholm zum Überbietungswettbewerb im Aussetzen von Grundrechten nicht antrat und auf eine nüchterne statt auf eine Politik der Angst setzt. Diese geht von den schwedischen Bedingungen aus und kalkuliert die langfristigen und psychosozialen Kollateralschäden für die Gesellschaft mit ein.
Was zwischen Trelleborg und Kiruna klappen könnte, ist sicher nicht übertragbar auf einen Slum in Mumbai oder eine Favela am Zuckerhut. Und von Land zu Land verschieden ist, wie kaputt die Natur, wie schmutzig die Luft, wie neoliberal ausgehöhlt oder belastbar die Gesundheitssysteme sind. Nach einer Studie könnte für das Stockholmer Gebiet die Seuche dank Massenimmunität bald vorüber sein. Die WHO ist da skeptisch. Nun ja, die Corona-Orakel widersprechen sich. Auch dort, wo Ikea herkommt, war man auf eine Pandemie neuen Typs nicht wirklich vorbereitet. Ungeschoren bleibt die Herde leider nirgends. Schweden hat sich wieder einmal für den Dritten Weg entschieden. Diesmal könnte die Rechnung aufgehen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.