Maidemo-Solist

Klaus-Dieter Gleitze wird in Hannover die erste Ein-Personen-Straßendemonstration zum Kampftag der Arbeiterklasse veranstalten.

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Corona beeinträchtigt auch die traditionellen Maimärsche und -kundgebungen des DGB. Als Ausgleich bietet der Gewerkschaftsbund in sozialen Netzwerken ein Solidaritätsprogramm für die Menschen zu Hause. Liveacts mit Künstlern wie Heinz-Rudolf Kunze und Konstantin Wecker sind angesagt. »Das reicht nicht«, meint ein Hannoveraner: Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz Niedersachsen und Akteur des Künstlernetzwerks »Schuppen 68«. Zu einem richtigen 1. Mai gehöre eine Straßendemonstration. Die sei trotz aller dem Virus geschuldeten Einschränkungen möglich, betont der Satiriker.

Beweisen werde das am »klassischen Kampftag der Arbeiterbewegung« in Hannover die weltweit kürzeste Mai-Demo, kündigt Gleitze an. Einziger Teilnehmer: er selbst. Am Freitagmorgen will der Aktivist die ursprünglich vom DGB geplante Maimarschroute vom traditionellen Arbeiterviertel Linden bis ins Stadtzentrum abschreiten. Der durch allerlei fantasievolle Aktionen bekannte Hannoveraner verrät: »Unterwegs gibt es analog zu den 14 Kreuzweg-Stationen der katholischen Kirche 14 kurze Stopps.« Dabei werde er unter anderem Tucholsky-Gedichte verlesen, eine Bratwurst verspeisen und ein Bier öffnen.

Er wäre nicht der Satire ergeben, würde er nicht mit Blick auf dem Teilnehmerschwund bei Maikundgebungen den Marschverzicht des DGB mit ätzendem Unterton als »richtig« begrüßen. Denn nichts mache die Schwäche der Gewerkschaftsbewegung offensichtlicher »als das deprimierende, Rollator-gestützte Häuflein Halb-Aufrechter, die in Hannover noch mitwanken«. Er wolle mit seiner Solo-Demo »dem ranzigen Mai-Charme« von Bratwurst, Freibier, Erbsensuppe und »Brüder zur Sonne« anstimmendem DGB-Chor den Wind der Veränderung einhauchen. Seine Aktion werde er nach deren Vollzug dem Guinessbuch der Rekorde als kürzeste Straßendemo der Welt melden, kündigt Greitze an und appelliert: »Alle sind aufgerufen, eine 1.-Mai-Einpersonen-Demo zu veranstalten - in freier Gestaltung mit passenden Symbolen, Parolen und Outfits.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.