Machtkampf der Juristen

Kurt Stenger über das Verfassungsgerichtsurteil zu EZB-Anleihekäufen

Was wurde nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht über die Folgen für die Geldpolitik diskutiert. Doch die eigentliche Bedeutung liegt ganz woanders: im juristischen Bereich. Denn erstmals setzten sich die Karlsruher Richter über eine Vorabentscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) hinweg, was ein Schlaglicht auf das nach wie vor ungeklärte Verhältnis von EU-Recht und deutschem Grundgesetz wirft. Und verlangen von Bundesregierung und Bundestag, sich auf ihre Seite zu schlagen.

Dass der Machtkampf der Juristen ausgerechnet in der Geldpolitik ausgetragen wird, ist höchst unschön. Die EZB hat mit mutigen Maßnahmen nicht nur die Eurokrise im Alleingang eingedämmt, sondern agierte auch in der Coronakrise schon eurozonenweit, als die Mitgliedstaaten noch ausschließlich mit sich selbst beschäftigt waren. Dies alles wird durch das Karlsruher Urteil aber nicht infrage stellt, wie es uns die politische Rechte jetzt weismachen will. Im Gegenteil: Im Grunde verlangen die Richter, dass die EZB-Entscheider sich weit mehr als bisher und ganz offen mit der Wirtschaftspolitik befassen sollen. Genau das also, was insbesondere die deutsche Politik der Zentralbank immer verwehrt. Diese kann letztlich nur aus dem Stegreif handeln - und das auf wackliger Rechtsgrundlage.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -