Homo braucht keine Heilung
Der Bundestag geht gegen Pseudo-Therapien zur »Heilung« Homosexuellen vor. Das Gesetz war überfällig, enthält aber Schlupflöcher, meint Mascha Malburg
Nackttanzen, eiskalte Duschen und Gespräche, in denen einem das »Schwulsein« ausgeredet wird: Pseudo-therapeutische Behandlungen, die die sexuelle Orientierung einer Person ändern sollen, waren bisher in Deutschland erlaubt. Selbst Kinder und Jugendliche durften von ihren Eltern zu sogenannten »Homo-Heilern« geschickt werden. Dass der Bundestag diese »Konversionstherapien« jetzt verbieten will, war überfällig. Denn erstens ist Homosexualität keine Krankheit und muss nicht therapiert werden - das hat die Weltgesundheitsorganisation schon vor 30 Jahren verstanden. Und zweitens sind die Folgen der Behandlungen unerträglich: Die Opfer leiden unter Selbsthass, Depressionen und psychische Schäden, die bis zum Suizid führen können.
Angesichts dieser Gefahren ist unverständlich, dass das neue Gesetz weiter Schlupflöcher für homophobe Eltern lässt: Sorgeberechtigte Personen dürfen ihre Kinder weiterhin privat »therapieren«. Schon heute werden die Behandlungen in religiös-fundamentalistischen Familien häufig hinter verschlossenen Vorhängen durchgeführt. Die Zahl der Kinder, die diesen gefährlichen Praktiken ohne öffentliche Kontrolle unterzogen werden, könnte durch das Gesetz noch steigen. Um auch sie zu schützen, sollte der Gesetzentwurf dringend nachgebessert werden.
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