Migrantische Gruppen fordern »Tag des Zorns«

  • Lesedauer: 2 Min.

Migrantische Selbstorganisationen und antirassistische Gruppen haben für den 8. Mai zu einem »Tag des Zorns« aufgerufen. »Für uns gibt es hier nichts zu feiern, seit Hanau schon gar nicht«, sagte Aila Kutlu, eine der Organisatorinnen von der »Migrantifa Berlin«, gegenüber dem »nd«. Eine Entnazifizierung habe in nie Deutschland stattgefunden. Rechter Terror sei für Migranten wieder Alltag, jeden Tag gebe es brutale Angriffe. »Es gibt keine Befreiung in den Zuständen, in denen wir uns befinden«, sagte Kutlu mit Verweis zum Gedenken an den 8. Mai. Mit dem Aktionstag wolle man nun einen Bezug zu den Missständen der Gegenwart herstellen. »Viele Leute haben Angst davor, dass in einer solch chaotischen Situation die militante und bewaffnete Rechte versucht, ihre Umsturzpläne zu verwirklichen«, erklärte die Aktivistin.

Ursprünglich hatten die migrantischen Gruppen zu einem Generalstreik für Freitag aufgerufen, um auf Rassismus und institutionelle Diskriminierung hinzuweisen. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte man sich für alternative Protestformen entschieden. Unter anderem wollen die Initiativen am Freitagvormittag die Postfächer und Server von Ausländerbehörden, des Innenministeriums und der Bundesregierung mit Mailanfragen belasten. Zudem wird zu dezentralen Kundgebungen auf Straßen sowie dem Zeigen von Transparenten an Fenstern und Balkons aufgerufen. Um 21.30 Uhr soll zum Abschluss eine Gedenkminute für alle Opfer rassistischer und antisemitischer Gewalt sowie in Solidarität mit den Betroffenen stattfinden. Auf Balkons kann »Bist du wach?« von Azzi Memo, ein Benefizlied für die Todesopfer des Anschlags von Hanau, abgespielt werden.

Das Bündnis hinter dem »Tag des Zorns« fordert in einem Aufruf unter anderem die Aufklärung der NSU-Morde, finanzielle Entschädigungen für die Opfer und Opferangehörigen rechter Gewalt, die Auflösung von Geflüchtetenlagern an den Grenzen Europas und das Verbot der AfD. Allzu große Hoffnungen auf ein Einlenken der Institutionen macht man sich offenbar nicht. »Der Staat beweist jedes Mal auf neue, dass er uns nicht schützen wird«, sagt Kutlu. »Wir müssen zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen.« seb

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.