- Kommentare
- Pflegekräfte
Einmal ist keinmal
Ulrike Henning sieht zu wenig Respekt für die Pflege-Schufterei
Die Wertschätzung für die Arbeit in der Pflege scheint in diesen Tagen grenzenlos. Aber schon die fehlende Einigkeit der Bundesländer zu ihrem Anteil an der Corona-Prämie für die Altenpflegerinnen und -pfleger ernüchtert. Es geht hier nur um eine Einmalzahlung, nicht etwa um die dauerhafte Aufstockung der Löhne, schon gar nicht um verbindliche, einheitliche Tariflöhne.
Das Geschacher weist auf die Zerklüftung des Systems hin, auf die Vielfalt der Träger, auf das Teilkaskoprinzip in der Pflegeversicherung. All diese Aspekte werden eher als Argumente dafür gewertet, dass sich da grundsätzlich kaum etwas ändern lasse. Einzig verlässlich ist die Bereitschaft der Beschäftigten zur Selbstausbeutung – oder doch nicht? Die jetzt sichtbare Zögerlichkeit der Bundesländer zeigt die Angst vor einem Dammbruch: Schon eine noch so niedrige Prämie könnte darauf hinweisen, dass hier mehr möglich ist, auch gemessen an milliardenschweren Hilfspaketen für Krankenhäuser, Kleinunternehmer, Bahn und Lufthansa.
Genügend Schutzausrüstung und Prämien in der aktuellen Krise wären das Mindeste. Zum Umsteuern im Gesundheitssystem einschließlich der Pflege hin zu solidarisch organisierter Daseinsfürsorge braucht es aber grundlegende Veränderungen. Ein Brutto-Einstiegsgehalt von 4000 Euro, wie es am Dienstag Pflegekräfte in einer Online-Demo forderten, wäre da zwar nur ein Anfang, aber schon ein starkes Signal.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.