- Sport
- Bundesliga
Revierderby mit Testspielcharakter
Gleich zu Beginn der Geisterspielwochen in der Fußball-Bundesliga treffen die Erzrivalen Dortmund und Schalke aufeinander
Der Trumpf der Gelben Wand sticht nicht, die Ausfälle sind prominent: Vor dem ungewöhnlichsten Derby der Geschichte mit Testspielcharakter sind die Sorgen bei Borussia Dortmund groß, und schmerzhafte Erinnerungen werden wach. In der vergangenen Saison kassierte der BVB mit der Heimniederlage gegen den Erzrivalen Schalke 04 (2:4) den entscheidenden Rückschlag im Kampf um den Meistertitel - das soll sich beim 178. Revierschlager unter Laborbedingungen am Samstag nicht wiederholen.
Sportdirektor Michael Zorc nimmt ohne die lautstarke Unterstützung von den Rängen nun die Mannschaft in die Pflicht. »Ein Derby ohne Zuschauer, da blutet einem das Herz. Wir brauchen ohne die Fans ein höheres Maß an Eigendynamik und Eigenmotivation«, sagte Zorc.
Den Schwarz-Gelben wäre das hochbrisante Duell mit den Königsblauen vor der mehr als zweimonatigen Corona-Zwangspause mit Sicherheit lieber gewesen. Mit sieben Siegen in acht Rückrundenspielen hatte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre gerade einen Lauf, während die Schalker bereits sieben Begegnungen lang auf einen Erfolg warten. Kapitän Marco Reus (Adduktorenverletzung) wäre zwar auch im März ausgefallen, doch nun muss Dortmund auch Emre Can, Axel Witsel (beide muskuläre Probleme) und Dan-Axel Zagadou (Knieverletzung) ersetzen. »Wir müssen alles respektieren«, sagte Favre, der von »einer großen Herausforderung für alle Trainer und alle Mannschaften« spricht.
Vier Punkte beträgt der Rückstand des BVB auf Spitzenreiter Bayern München. Ein erneuter Ausrutscher gegen Schalke könnte schon das Ende aller diesjährigen Titelträume bedeuten. Und die Bilanz spricht gegen Dortmund. Gegen Schalke gab es nur einen Sieg in den vergangenen acht Ligaspielen.
Für Sebastian Kehl wird die Begegnung im Kopf entschieden. »Es wird nicht darauf ankommen, wer die größere Qualität im Kader hat, sondern darauf, wem es am besten gelingt, sich auf das Spiel und die ungewohnte Situation einzulassen«, sagte Dortmunds Lizenzspielerchef. Sportdirektor Zorc sieht darin kein Problem. »Als wir angefangen haben, Fußball zu spielen, waren auch keine Fans da und die Bedingungen nicht schön. Trotzdem hat man versucht, sein Bestes zu geben«, erklärte der ehemalige Profi.
Für Schalkes Trainer David Wagner fühlt sich das ansonsten größte Spiel der Saison jetzt wie »das erste Testspiel in einer Vorbereitung« an. Daher kann er das Leistungsniveau seiner Mannschaft kaum einschätzen. »Du hast eine Woche Training und spielst das erste Spiel. Da weißt du überhaupt nicht, was passiert«, sagte Wagner, der die Erwartungen auf einen fußballerischen Leckerbissen dämpft: »In der Regel sieht das erste Spiel nach einer längeren Pause in der Vorbereitung nicht so prickelnd aus.«
In Abwesenheit von Omar Mascarell und Benjamin Stambouli könnte Daniel Caligiuri die Schalker als Kapitän aufs Feld führen. »Alle sind heiß aufs Derby. Wir müssen versuchen, uns selbst zu pushen«, sagte Caligiuri und forderte: »Der Kopf muss richtig eingestellt sein.« Mit Ozan Kabak wird bei dem Versuch aber noch ein dritter defensiver Spieler fehlen.
Fehlen sollen auch die Fans vor dem Stadion. Ansonsten »können sie oder andere vielleicht nie wieder ein Derby gucken«, warnte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau vor Fanaufläufen rund um die Arena. »Wir wollen, dass die Null steht - die Null bei der Infektionskette.« Im Hinspiel standen bei beiden Teams allerdings auch null Tore zu Buche. SID/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.