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Nicht witzig
Christian Klemm ist das Lachen über die sogenannten Hygienedemos vergangen
Es sind verrückte Zeiten: Da versetzt ein gefährlicher Virus die Welt in den Ausnahmezustand, Menschen bangen um ihr eigenes und das Leben ihrer Angehörigen und irgendwelche »Bürgerrechtler«, »Impfgegner« und »Regierungskritiker« nehmen an Demonstrationen teil, auf denen sie von einem IT-Milliardär schwafeln, der die Weltbevölkerung mit implantierten Chips kontrollieren will. Kein Zweifel: Ein Teil der Leute, die auf die sogenannten Hygienedemos geht, hat einen an der Waffel. Doch sich darüber lustig zu machen, wie es aktuell in den sozialen Netzwerken passiert, ist gefährlich. Denn damit unterschätzt man das Potenzial, das in diesen Demonstrationen steckt.
An dieser Stelle sei an das Jahr 2014 erinnert. Damals gingen sogenannte Islamkritiker auf die Straßen, um gegen die angebliche Öffnung der deutschen Außengrenzen zu protestieren. Dass es in Wahrheit keine Grenzöffnungen gab, haben Pegida-Aktive und -Sympathisanten verschwiegen. Sie nutzten die Fernsehbilder, die hundertausende Flüchtlinge auf dem Weg in die Bundesderepublik zeigten, um für ihre rassistische Politik zu werben. Auch damals war es eine Verschwörungstheorie, die den Protest anfachte und verstärkte: die angebliche »Umvolkung« der Deutschen. Demnach soll das »deutsche Volk« durch Muslime Stück für Stück ausgetauscht werden.
Aktiv an diesem Protest beteiligt waren heutige Funktionäre der AfD. Mehr noch: Die Leute, die an die »Umvolkung« der Deutschen glauben, haben die Höckes, Gaulands und Kalbitz' in die Parlamente gewählt. Kein Wunder also, dass die AfD weiter den Mythos der Grenzöffnung von damals verbreitet. Schließlich bedient sie damit ihr ureigenstes Publikum.
Die Coronakrise wird das tägliche Leben in Deutschland noch eine Weile einschränken. Zumindest solange werden auch die »Hygienedemos« und die Erzählung über Bill Gates weitergehen, der angeblich mit seinem Vermögen die Weltgesundheitsorganisation und die Bundesregierung gekauft hat. Nicht ausgeschlossen, dass diejenigen, die auf diesen Unsinn reinfallen, ihr Kreuz beim nächsten Urnengang an der falschen Stelle machen. Spätestens dann dürfte uns das Lachen vergehen.
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