- Sport
- Bundesliga
Jenas Fußballerinnen jubeln nicht mit
Die beschlossene Fortsetzung der Bundesliga stellt die Thüringerinnen vor große Probleme, für den DFB ist das zweitrangig
Vielleicht hat sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ja auch einfach nur von diesem verheißungsvollen Namen täuschen lassen. Im »Paradies« nämlich, einer grünen Stadtoase, trainieren und spielen die Frauen des Bundesligisten FF USV Jena normalerweise - aber in der Coronakrise ist dieser schöne Fleck Erde eine kleine Mogelpackung. Bis zum 5. Juni untersagt die Thüringer Landesregierung allen Teams das Mannschaftstraining. Die Fußballerinnen aus Jena sollen aber schon am 7. Juni antreten, wie aus dem jetzt veröffentlichten Terminkalender des DFB hervorgeht. »Die Vorbereitung auf den Einstieg in den Wettbewerb ist so eindeutig nicht möglich«, kritisierte Jenas Vereinschef Torsten Rödiger.
Den DFB scheint das Einzelschicksal des Tabellenletzten aber nur bedingt zu stören, er will die Saison bis zum 28. Juni durchprügeln. Für Jena bedeutet das: sieben Spiele in 21 Tagen. »Uns geht es vor allem um die Gesundheit«, betonte USV-Geschäftsführer Christoph Schliewe, der zwar das übergeordnete Ziel bekräftigte, »die Saison sportlich zu beenden. Jedoch nicht um jeden Preis.« Ob die Jenaer Verantwortlichen ihre großen Bedenken bei der entscheidenden Videokonferenz am Mittwoch hervorgebracht hatten, ließ der DFB offen. Verbandspräsident Fritz Keller sprach lediglich von einer »großen Geschlossenheit« und einem »Miteinander«, das in dieser Krise benötigt wird: »Ich bin sehr froh«, sagte Keller weiter.
Möglicherweise war auch die Tabellenkonstellation ein Grund, Jena das Mammutprogramm für den Rest der Saison zuzumuten. Aus 15 Partien hat das Team von Trainer Christopher Heck noch keinen Sieg geholt, mit zwei Pünktchen und einem Torverhältnis von 12:61 stehen die Thüringer abgeschlagen am Tabellenende. Der Abstieg ist nur eine Frage der Zeit. Auch deshalb hatte Jena keine großen Ambitionen für einen vorzeitigen Saisonabbruch. »Wir wollten nicht den Eindruck erwecken, alles dafür zu tun, um dadurch in der Liga zu bleiben«, sagte Schliewe, dessen Team weder auf eine Sondergenehmigung der Landesregierung hoffen darf noch kurzfristig in ein anderes Bundesland umziehen kann.
Und so wird Jena die Umstände hinnehmen, schließlich hätte die Coronakrise ohne die Solidaritätszahlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der damit überhaupt erst ermöglichten Saisonfortsetzung auch ganz anders enden können. »Unser Dank gilt nochmal der DFL«, sagte der Ligaausschuss-Vorsitzende Siegfried Dietrich mit Blick auf die 7,5 Millionen Euro für die 3. Liga und die Bundesliga der Frauen, von denen auch der USV Jena 300 000 Euro erhält.
Dietrich sieht im geplanten Neustart gar einen »historischen Moment«, schließlich ist die Bundesliga europaweit die erste große Liga der Frauen, die aus dem Corona-Schlaf erwacht - und damit auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zufriedenstellt. »Es ist für mich als Trainerin natürlich unsagbar toll, wenn die Spielerinnen jetzt auf den Platz zurückkehren können«, sagte sie zum Neustart. SID/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.