- Kommentare
- Corona und soziale Folgen
Freiwillig geht nichts
Jörg Meyer begrüßt die Vorgaben für die Fleischindustrie
Nun kommt endlich das Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie. Ein Grundpfeiler des seit Jahren bestehenden Ausbeutungssystems bricht damit weg, und das ist eine gute Sache. Neben der Verpflichtung, die miesen Arbeitsbedingungen von Schlachthofarbeitern zu verbessern, dürfte es dem Arbeitsminister überhaupt nicht geschmeckt haben, den Ausputzer und Sündenbock für die Verfehlungen von Industrie und anderen Ministerien spielen zu müssen. Zuletzt hatte die Fleischindustrie im Jahr 2015 eine - vom Wirtschaftsministerium ausgehandelte - Selbstverpflichtung unterzeichnet, die zu wenig geführt hat, wie so oft in der Vergangenheit.
Jetzt soll es also verbindliche Vorgaben geben. Die Probleme für die Beschäftigten in der Fleischindustrie sind damit nicht auf einen Schlag vom Tisch. Bis sich wirklich nachhaltig etwas verbessert, die Zahl der Festangestellten steigt, Betriebsräte gewählt und Tarifverträge abgeschlossen sind, wird es Jahre dauern.
Einer der interessantesten Punkte in dem vom Bundeskabinett verabschiedeten Eckpunktepapier ist indes: Arbeits- und Landwirtschaftsministerium sollen eine Studie vorlegen, um mögliche Synergien beim Verbot von Werkverträgen zu prüfen. Heißt: Das Verbot könnte auf andere Branchen ausgeweitet werden. Die Tür ist damit aufgestoßen, um einige Verfehlungen der rot-grünen Liberalisierung des Arbeitsmarktes im Jahr 2004 zurückzudrehen. Immerhin.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.