Brücken statt Mauern

»Seebrücke« demonstriert in über 60 Städten für Evakuierung der Flüchtlingslager

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.
Demonstranten legen vor dem Roten Rathaus in Berlin Schuhe und kleine Schiffchen ab. Polizisten versuchen, sie daran zu hindern, und schicken gleichzeitig neu hinzukommende Protestierende weg. Die vier genehmigten Kundgebungen für die Evakuierung der Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen und für die Aufnahme Geflüchteter angesichts der Corona-Krise sind schon »voll«. Dutzende Aktivisten zeigen am Sonntagnachmittag ihren Unmut, viele »spazieren« in der Nähe der Versammlungen. Nicht weit entfernt haben Demonstranten Transparente an zentralen Brücken in der Hauptstadt aufgehängt. Die Aufschrift an der Warschauer Brücke: »Build Bridges – Not Walls« (Baut Brücken, keine Mauern).

Nicht nur in Berlin gab es gegen die anhaltende europäische Abschottungspolitik Proteste. Bundesweit haben Tausende am Wochenende auf die Lage der Geflüchteten aufmerksam gemacht. Am europaweiten Aktionstag des Bündnisses »Seebrücke« beteiligten sich am Samstag Gruppen in mehr als 60 deutschen Städten mit Kundgebungen, Menschenketten, Mahnwachen und weiteren Aktionen. In Berlin fand die Kundgebung unter dem Motto »LeaveNoOneBehind« (Niemanden zurücklassen) einen Tag später statt. Protestaktionen gab es dazu auch in Amsterdam, Brüssel, London und Lissabon. Alle Veranstaltungen seien friedlich und unter Beachtung der pandemiebedingten Abstandsregeln verlaufen, erklärte das »Seebrücke«-Bündnis.

Redner wiesen insbesondere auf die Lage in Sammelunterkünften hin, in denen wegen der Corona-Pandemie eine humanitäre Katastrophe drohe. »Geflüchtete Menschen sind dem Virus in Lagern und Sammelunterkünften schutzlos ausgeliefert, egal ob nun in Griechenland, auf dem Balkan oder in deutschen Massenunterkünften«, sagte Sebastian Koch von der »Seebrücke«.

Auch die Schülerstreikbewegung »Fridays for Future« hatte sich an den Protesten beteiligt. »Wir müssen heute den Menschen in Moria helfen und für eine Zukunft einstehen, die im Angesicht kommender Krisen niemanden im Stich lässt«, sagte Sprecher Asuka Kähler. Wohlhabende Länder wie die Bundesrepublik müssten ihrer »humanitären und ökologischen Verantwortung endlich nachkommen«.

In Deutschland haben sich über 150 Städte zu »sicheren Häfen« und damit zur Aufnahme von Geflüchteten bereit erklärt. Die Bundesregierung hat dennoch bislang nur 47 Minderjährige aus dem Lager Moria auf Lesbos ins Land geholt.

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