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Die Gerd-Show
Mit Kanzler Schröder wäre Corona weitaus angenehmer gewesen, glaubt Andreas Koristka
Als wären die Folgen von Corona nicht schon verheerend genug, gibt es nun sieben weitere Folgen eines Podcast von Gerhard Schröder und Bela Anda. Die pure Vorstellung lässt einen erschaudern. Wer Gefahr laufen möchte, Schröder’sche Ehedetails, Haarfärbetipps und Rechtfertigungen für deutsche Angriffskriege aus erster Hand zu erfahren, der möge einschalten.
Man muss den Podcast wirklich nicht hören, vor allem, weil man die mittlerweile berühmte Daunenweste, die Schröder bei der Aufzeichnung des Audios vermutlich trug, und die trainierten Arme des Altkanzlers, die zwei Traktorreifen genauso leicht in die Luft stemmen wie einen großen Strauß Kornblumen, dabei nicht sehen kann. Woran man als politisch interessierter Mensch aber nicht vorbeikommt, ist die Frage, was eigentlich gewesen wäre, wenn die Seuche schon während Schröders Amtszeit zugeschlagen hätte.
Ein paar Dinge liegen auf der Hand: Selbstverständlich hätte es unter Kanzler Schröder keine Kakophonie der Meinungen unterschiedlichster selbsternannter und tatsächlicher Virologen gegeben. Denn für die Marschroute des Krisenstabs wäre selbstredend einzig und allein Carsten Maschmeyer zuständig gewesen. Ihm lag die Risikogruppe der Über-60-Jährigen schließlich am meisten am Herzen, ist sie doch essenziell für den Verkauf fragwürdiger Versicherungen.
Bei der Behandlung von Covid-19 hätte man auf die Mündigkeit der Patienten unter der Maxime »Fördern und Fordern« gesetzt. Wer bereit gewesen wäre, vom Krankenhaus aus einem Ein-Euro-Job nachzugehen, hätte sich damit den Anspruch auf ein Intensivbett verdient. Für das eigene Riester-Beatmungsgerät hätte es zum Teil beachtliche Zuschüsse vom Staat in ein fondsgebundenes Finanzierungssystem gegeben.
Die Scorpions hätten einen Corona-Song komponiert und Schröder hätte sich im Hubschrauber der Luftbereitschaft in die Krankenhäuser fliegen lassen. Unter der Atemschutzmaske hätte man seine besorgte Miene und den Rotweindurst nur ahnen können. Aber er wäre auch jovial wie gewohnt gewesen und hätte es sich nicht nehmen lassen, die erschöpften und durchgeschwitzten Pflegekräfte auf ein Bier einzuladen. So war und ist er der Altkanzler der Herzen und Lebern!
Wäre alles nach ein paar Monaten zu schlimm geworden, dann hätte er ein Machtwort gesprochen. Corona gibt’s nicht mehr! Basta! Das wäre selbstredend angenehmer gewesen als diese stete Unsicherheit der letzten Monate und eine Kanzlerin, die vorgibt, verstanden zu haben, was der R-Wert bedeutet. Und das Gezicke zwischen Kerkulé, Streeck und Drosten (selbst wenn das in der Wissenschaft und auf Klassenfahrten von 13-Jährigen so üblich ist) hätte es auch nicht gegeben.
Früher war eben nicht alles schlechter. Es war nur anders. In Amerika hätte Schröder übrigens das perfekte Alter, um noch mal politisch anzugreifen. Zwischen Leuten wie Sanders, Biden und Trump würde er mit seinen garantiert ungefärbten Haaren gar nicht auffallen. Den nötigen Ehrgeiz hätte er auch und mehr Stimmen als Mützenich holt er allemal. Man muss Putin also dankbar sein, dass er dem Niedersachsen so viel Geld bezahlt, dass dieser nicht mal auf die Idee zu kommen scheint, noch mal an den Metallstangen vorm Kanzleramt zu rütteln. Bei aller berechtigten Kritik am russischen Präsidenten muss dieses Lob auch mal gestattet sein.
Und wenn schon die Rede von Lob ist: Angela Merkels Corona-Politik stellte Schröder in der ersten Folge seines Podcast ein gutes Zeugnis aus. Der Mann wirkt milde. Offensichtlich hat er sich von seiner Empörung in der Elefantenrunde 2005 erholt. Nicht nur Clovid-19 kann also heilbar sein.
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