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Datteln 4: »Kompletter Wahnsinn«
Die Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Datteln 4 wurde vom Protest hunderter Klimaaktivisten begleitet.
Fast 15 Jahre sind vergangen, seitdem der Bauantrag für das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 gestellt wurde. Klagen, Anwohnerproteste und im immer stärkeren Maß die Klimagerechtigkeitsbewegung begleiteten die Errichtung des Kraftwerks. Am Samstag ging Datteln in den kommerziellen Betrieb. Der Kraftwerksbetreiber Uniper hat langfristige Verträge mit der Deutschen Bahn und RWE ausgehandelt.
Dass Datteln 4 an diesem Samstag ans Netz geht, wurde erst Mitte letzter Woche bekannt. Seitdem bereiteten sich Fridays for Future (FFF), Ende Gelände, der BUND, Greenpeace und Anwohnerinitiativen vor, um Protest zu organisieren. Für die kurze Vorbereitungszeit gelang das ziemlich gut: Hunderte Menschen bildeten eine rote Linie am Kraftwerk. Prominente Aktivistinnen wie Luisa Neubauer von Fridays for Future waren vor Ort. Ska, die auch bei FFF aktiv ist und in Datteln aufwuchs, erzählte auf der Kundgebung, wie der Kraftwerksbau sie beinahe ihr ganzes Leben lang begleitete. Die nächste Wohnsiedlung liegt 450 Meter vom Kraftwerk entfernt. Nur wenig weiter befindet sich eine Kinderklinik. Der 180 Meter hohe Kühlturm des Kraftwerks verdunkelt nun Teile des Städtchens im nördlichen Ruhrgebiet.
Bei dem Protest in Datteln ging es jedoch nicht nur um die lokale Perspektive. Lorenz Gösta Beutin, klima- und energiepolitische Sprecher der Linken im Bundestag war als parlamentarischer Beobachter vor Ort. »Es ist kompletter Wahnsinn, die Klimakrise ausgerechnet durch ein neues Steinkohlekraftwerk zu befeuern, während gleichzeitig die erneuerbaren Energien durch Moratorien, absurde Abstandsregelungen und Solardeckel ausgebremst werden«, kritisierte Beutin. Der Bundestagsabgeordnete forderte, die »absurde Politik« der »Subventionierung fossiler Energien« müsse aufhören. Die deutsch-finnische Klimaaktivistin Lili Braun betonte, dass am Uniper-Mutterkonzern Fortum der finnische Staat beteiligt ist. Auch die finnische Regierung hätte Verantwortung zeigen und Datteln stoppen können, sagte Lili Braun.
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Ein weiter Kritikpunkt der Demonstranten ist die Herkunft der Steinkohle. Seitdem die letzte Zeche im Ruhrgebiet im Dezember 2018 geschlossen wurde, wird in Deutschland nur noch importierte Kohle verfeuert. Diese Kohle stammt oftmals aus Kolumbien oder Russland, wo der Abbau mit massiver Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen einhergeht. Kim Solievna von Ende Gelände sprach deswegen von »Blutkohle«, die nach Deutschland importiert würde. Solievna forderte, genauso wie eine Aktivistin aus Bangladesch, dass sich die Klimagerechtigkeitsbewegung international vernetzen müsse. Es ging darum, an den Orten zu protestieren, wo die Natur zerstört wird und der Klimawandel spürbar ist, aber auch dort, wo die Profite gemacht werden mit der Umweltzerstörung. Der Tag an dem Datteln 4 ans Netz ging, soll nicht der letzte Tag des Protests sein. Die Aktivisten wollen weiter protestieren, »bis alle Kraftwerke abgeschaltet und die Tagebaue stillgelegt sind«, wie eine Rednerin betonte.
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