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Unruhen in den USA weiten sich über Pfingsten aus
Immer mehr Ausgangssperren, 5000 Mitglieder der Nationalgarde in 15 Bundesstaaten mobilisiert
Washington. Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse gegen wütende Demonstranten, Plünderungen und Brandstiftungen: Die Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen brutalen Polizeieinsatz haben zahlreiche Städte der USA auch über Pfingsten in Gewalt und Chaos gestürzt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden insgesamt 5000 Mitglieder der Nationalgarde in 15 Bundesstaaten mobilisiert, um die Lage unter Kontrolle zu bringen, darunter in der Hauptstadt Washington.
Die Proteste dauerten am Sonntag den sechsten Tag in Folge an. Dabei kam es in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses in Washington zu Konfrontationen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Pfefferspray und Blendgranaten gegen Menschen ein, die sich in einem an den Amtssitz von Präsident Donald Trump angrenzenden Park versammelt hatten. Demonstranten entzündeten dort mehrere große Feuer.
Die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser, ordnete für die Nacht auf Montag (Ortszeit) eine Ausgangssperre für den gesamten Hauptstadtbezirk an. Ausgangssperren waren zuvor schon in rund zwei Dutzend anderen Städten verhängt worden.
In Minneapolis im Bundesstaat Minnesota, wo Floyd zu Tode gekommen war, fuhr ein Tanklaster mit hoher Geschwindigkeit über eine Brücke, während dort ein Protestmarsch mit hunderten Teilnehmern unterwegs war. Ob der Fahrer mit Absicht in Richtung der Menge fuhr, war zunächst unklar. In Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie Menschen zur Seite sprangen, bevor der Lkw schließlich stoppte.
Nach ersten Informationen wurde offenbar keiner der Demonstranten bei dem Vorfall verletzt. Der Fahrer selbst wurde nach Angaben der Polizei ins Krankenhaus gebracht, nachdem ihn Demonstranten aus seinem Lkw gezerrt hatten. Seine Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich, hieß es.
In der direkt an Minneapolis angrenzenden Stadt St. Paul versammelten sich tausende Menschen vor dem Kapitol, in dem Gouverneur und Generalstaatsanwalt sowie das Parlament von Minnesota ihre Amtssitze haben. Ihre Generation sei »die Unterdrückung leid«, sagte die 31-jährige Afroamerikanerin Muna Abdi. Sie wolle, dass ihr dreijähriger Sohn »am Leben bleibt«. Größere Demonstrationen gab es am Sonntag auch in New York und Miami.
Bei Ausschreitungen in den vorherigen Tagen waren immer wieder Polizeiautos angezündet, Barrikaden errichtet und Geschäfte geplündert worden. Trump machte linksradikale Kräfte für die Ausschreitungen verantwortlich. Er kündigte im Kurzbotschaftendienst Twitter an, die »Antifa«-Bewegung auf die Liste terroristischer Organisationen setzen zu lassen. Bereits zuvor hatte Trump erklärt, die gewalttätigen Proteste »kalt stoppen« zu wollen.
Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, verurteilte ebenfalls die Gewalt, unterstrich aber auch das Recht auf Demonstrationen gegen Polizeigewalt. »Gegen solche Brutalität zu protestieren, ist richtig und notwendig«, erklärte er. Dies rechtfertige aber keine »unnötige Zerstörung«. Biden besuchte am Sonntag nach eigenen Angaben den Ort eines Anti-Rassismus-Protests im Bundesstaat Delaware. Dabei sei es ihm darum gegangen, den Menschen »zuzuhören«, twitterte der frühere Vizepräsident.
Der unbewaffnete George Floyd war am Montag gestorben, nachdem der weiße Polizist Derek Chauvin ihm fast neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt hatte. Vergeblich stöhnte der Afroamerikaner, dass er keine Luft bekomme, bevor er bewusstlos wurde und später im Krankenhaus verstarb. Ein Video des Vorfalls löste landesweites Entsetzen aus.
Chauvin blieb dennoch tagelang auf freiem Fuß, bevor er schließlich festgenommen und des Totschlags und der fahrlässigen Tötung beschuldigt wurde. Floyds Familie und vielen Demonstranten reicht das aber nicht aus. Sie verlangen eine Anklage wegen Mordes. Drei weitere an dem Einsatz beteiligte Beamten wurden wie Chauvin zwar aus dem Polizeidienst entlassen, befinden sich aber weiterhin auf freiem Fuß. AFP/nd
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