Eine Zugeschaltete schaltet sich ein

Priscilla Layne war erst im letzten Moment in die ausschließlich weiß besetzte Maischberger-Runde über die Proteste gegen rassistische Polizeigewalt eingeladen worden

  • Mascha Malburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Viertelstunde kommentierten am Mittwochabend bei »Maischberger« weiße Menschen die Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in den USA, bis eine Schwarze zu Wort kam: Priscilla Layne, Professorin für Deutsche Literatur und Sprache an der »University of North Carolina at Chapel Hill«, wurde per Videoanruf zugeschaltet. Das war ursprünglich gar nicht geplant: Erst nach massiver öffentlicher Kritik an der ausschließlich weißen Besetzung hatte das Maischberger-Team angekündigt, doch noch eine Person einzuladen, die vom zentralen Thema der Sendung überhaupt betroffen ist.

Layne, die selbst in Berlin gelebt hat und sich auch mit afrodeutscher Kultur und Literatur beschäftigt, hatte schon im Vorfeld ihre eigene Zuschalte als vermutlichen »Last-Minute- Gedanken, auch eine Schwarze einzuladen« kritisiert. Auf ihrem Twitter-Kanal beklagte sie, dass die Redaktion keine einzige ihrer deutschen schwarzen Kolleginnen direkt in das Studio geholt habe.

Laynes Zuschalte war dann bitter nötig, wie die ersten Minuten der Sendung bewiesen: Auf die Hintergründe der Proteste gingen die Kommentatoren nur am Rande ein, Jan Fleischhauer reduzierte die Demonstranten auf »marodierende Banden«, die New York plünderten, zweifelte hämisch, ob Trump die Menschen so sehr aus dem »seelischen Gleichgewicht« bringen könne, dass sie Pflasterstein werfen.

Sandra Maischberger griff die Anschuldigungen auf, fragte Layne, mit der sie eigentlich über Rassismus sprechen wollte, dreimal, was sie von den nächtlichen Plünderungen halte. Und Layne schaffte es in einem Satz, die Debatte wieder richtig zu sortieren: »Ich finde, wenn es um Menschenleben geht, dann sind Profit und Geschäfte einfach nicht so wichtig.« Maischberger wirkte irritiert, gestand der Afroamerikanerin zögerlich zu, dass sie »da einen Punkt habe«.

Auch den Rest ihrer knappen Redezeit nutzte Layne, um auf die jahrzehntelange rassistische Diskriminierung und soziale Benachteiligung der Schwarzen hinzuweisen, die sich in der Coronakrise noch einmal verschärft habe. Schwarze Amerikaner seien in der Pandemie häufiger ohne Krankenversicherung, arbeitslos oder schufteten in schlecht bezahlten systemrelevanten Jobs, in denen sie jeden Tag ihr Leben riskierten, gab Layne zu bedenken. Wenn dazu die Polizeigewalt einfach weitergehe, sei es den Menschen »einfach irgendwann zu viel«.

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