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Erdogan lässt den Tiger los
Türkei startet zweite Militäroperation gegen PKK-Stellungen im Nordirak
Berlin. Ist es ein Ablenkungsmanöver vom eskalierenden Erdgasstreit mit Griechenland? Versucht man, die Aufmerksamkeit vom in der Bevölkerung umstrittenen Einsatz in Libyen umzulenken? Oder will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine zuletzt sinkenden Umfragewerte wieder steigern?
Die Hintergründe der am frühen Mittwochmorgen eingeläuteten »Operation Tigerkralle« gegen PKK-Stellungen im Nordirak sind ebenso unklar wie das Ausmaß oder die geplante Dauer der Operation. Hunderte Soldaten am Boden, vor allem Spezialeinheiten, sollen derzeit mit Luftunterstützung gegen Stellungen der kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak vorgehen. Bereits am Montag hatte die türkische Luftwaffe im Zuge der Operation »Adlerklaue« über 80 Luftangriffe in der Region durchgeführt.
Allerdings sind weder die türkische Militärpräsenz im halbautonomen und mehrheitlich kurdischen Nordirak noch Angriffe auf dortige PKK-Stellungen eine Neuheit. Die Türkei betreibt über zehn Militärbasen im Nordirak, mit ausdrücklicher Erlaubnis der regierenden Demokratischen Partei Kurdistans (KDP). Für die Region ist die Türkei der wichtigste Handelspartner. Der Großteil des Güter- und Rohstoffhandels geht über die gemeinsame Grenze. Die PKK, die vor allem in der Türkei für die Autonomie der kurdischen Bevölkerung kämpft, ist der regierenden KDP und der sie dominierenden Barzani-Familie ein Dorn im Auge. Ihre Aktivitäten belasten die lukrativen Beziehungen zum Nachbarstaat.
Nicht zuletzt deshalb entwickelt sich in der Region eine immer unübersichtlicher werdende Situation, in der innerkurdische Konflikte ebenso hervorstechen wie die kriegstreiberische Politik Erdoğans, der nach Interventionen in Syrien und Libyen im Begriff ist, einen Dreifrontenkrieg anzuzetteln.
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