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Brandbeschleuniger Corona
Simon Poelchau über die zahlreichen Schließungen von Filialen von Karstadt Kaufhof
Nachdem die Lockerung der Kontaktbeschränkungen wieder etwas Leben in die Innenstädte gebracht hat, werden sie bald wieder leerer werden. Denn Karstadt Kaufhof kündigte am Freitag die Schließung von 62 seiner 172 Filialen an, die häufig die größten Einkaufhäuser in der Fußgängerzone und damit entsprechende Konsumentenmagneten sind. Dabei schreckt der Konzern auch nicht davor zurück, Geschäfte in Bestlagen zu schließen. So sollen etwa die Filialen in der Hamburger Mönckebergstraße oder am Münchner Stachus wegfallen, in Berlin sind es insgesamt sechs.
Der Konzern ist nicht erst seit gestern in der Krise. Die Fusion der beiden einstigen Konkurrenten Anfang 2019 konnte das Geschäft mit den traditionellen Gemischtwarentempeln nicht mehr profitabel machen. Auch das Sparen auf Kosten der Beschäftigten brachte wohl nicht genug. Denn seit Längerem plagt den Konzern wie andere Einzelhandelsgeschäfte auch, dass die Menschen verstärkt im Internet bestellen. Zusätzliche Konkurrenz gibt es noch durch die ganzen Shoppingmalls, die überall aufploppen.
So ist die Coronakrise zwar nicht schuld am Aus für die Kaufhof-Karstadt-Filialen. Sie wirkte aber wie ein Brandbeschleuniger. Nicht umsonst war der Konzern zu Beginn der Krise einer der ersten, der ankündigte, keine Miete mehr zahlen zu wollen, wofür es auch viel Kritik gab. Schließlich muss man für Immobilien in Filetlagen auch entsprechende Preise zahlen. Und die müssen auch erwirtschaftet werden.
Vor allem ist die Schließung der Filialen aber eine Hiobsbotschaft für die Beschäftigten. Mehr als 5000 von ihnen werden ihre Arbeit verlieren.
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