Kranker Ex
Personalie
Das Coronavirus macht vor niemandem halt, auch nicht vor Ex-Präsidenten. Nun hat es Nursultan Nasarbajew erwischt. Seit Ende vergangener Woche befindet er sich in Quarantäne. Ein Grund zur Sorge? Nein, wenn man seinem Sprecher glaubt. Kasachstans »Elbasy« arbeitet einfach von zu Hause aus weiter.
Nasarbajew wird im Juli 80 Jahre alt. Knapp 30 davon stand er an der Spitze Kasachstans. Dabei deutete nach seiner Geburt wenig auf eine große Politkarriere hin. Als Kind von Nomaden in der Nähe von Almaty geboren, begann er nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung zum Stahlarbeiter. 1962 trat er in die Kommunistischen Partei ein.
Es folgte ein Studium am Polytechnischen Institut in Karaganda und ein steiler Aufstieg. 1984 wurde Nasarbajew Vorsitzender des Ministerrats, fünf Jahre später Vorsitzender der KP Kasachstans. 1990 ernannte ihn der Oberste Sowjet zum ersten Präsidenten Kasachstans. Nach der Unabhängigkeit des Landes schuf Nasarbajew ein präsidentielles System. Politische Gegner verschwanden, wurden ermordet oder flüchteten ins Exil.
Politisch ist Nasarbajew ein gewiefter Taktierer. International balancierte er zwischen Russland, China und dem Westen. Innenpolitisch versuchte er, einen gemäßigten Nationalismus zu fördern und gleichzeitig den etlichen Minderheiten im Land entgegen zu kommen.
Kasachstans Ressourcen brachten Wohlstand, wirklich reich wurde aber nur eine kleine Elite. Immer wieder werden Korruptionsvorwürfe gegen ihn und seine Familie laut, wie zuletzt im Frühjahr gegen Tochter Dariga. Doch als ihn das Parlament 2010 zum »Elbasy« (Führer der Nation) ernannte, räumte es ihm und seinen Angehörigen lebenslange Immunität vor Strafverfolgung ein.
Im März 2019 trat Nasarbajew als Präsident zurück, zieht aber weiterhin die Fäden im Land. Sein Name ist omnipräsent: Etliche Straßen und Plätze in Kasachstan tragen seinen Namen. Und wer in die Hauptstadt Nur-Sultan reist, landet zunächst einmal am Flughafen »Nursultan Nasarbajew«.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.