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Coronakrise verschärft Bildungs-Ungleichheit
Unesco-Weltbildungsbericht: Fast 260 Millionen Kinder haben keinen Zugang zur Bildung
Berlin. Mehr als eine Viertelmilliarde Kinder und Jugendliche haben den UN zufolge keinen Zugang zu Bildung. Millionen weitere Jungen und Mädchen würden aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder einer Behinderung innerhalb des Bildungssystems ausgegrenzt, heißt es in dem am Dienstag vorgestellten Unesco-Weltbildungsbericht 2020. Für sie seien außerdem die Folgen der Corona-Pandemie besonders schlimm.
Die größte Hürde ist laut dem Bericht »Inklusion und Bildung: Für alle heißt für alle« nach wie vor die Armut: In allen Ländern, außer denen mit hohem Einkommen in Europa und Nordamerika, schlössen im Verhältnis zu 100 der reichsten Jugendlichen nur 18 der ärmsten die Sekundarschule ab. In mindestens 20 Ländern, vor allem in Afrika südlich der Sahara, komme kaum ein armes Mädchen aus dem ländlichen Raum bis zum Sekundarschulabschluss.
Die Erfahrung lehre, dass »Gesundheitskrisen viele Menschen zurücklassen können«, betonte Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay. Dies gelte besonders für »die ärmsten Mädchen, von denen viele vielleicht nie wieder in die Schule zurückkehren werden«.
Doch auch aus zahlreichen anderen Gründen würden Kinder und Jugendliche von inklusiver und chancengerechter Bildung ausgeschlossen, heißt es in dem Bericht der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur. So sei in einem Viertel aller Länder weltweit die getrennte Bildung von Kindern mit und ohne Behinderung gesetzlich vorgeschrieben.
Minderheiten und Geflüchteten werde der Zugang zu hochwertiger Bildung in vielen Ländern der Welt noch immer nicht hinreichend gewährt, kritisieren die Autoren. Aber auch sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität könnten den Zugang zu Bildung limitieren. So hätten junge Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuelle in den USA fast drei Mal häufiger als ihre Klassenkameradinnen und -kameraden angegeben, der Schule fernzubleiben, weil sie sich dort nicht sicher fühlten.
Die Covid-19-Pandemie habe die Ungleichheiten weiter verstärkt und die Zerbrechlichkeit unserer Gesellschaften erneut offengelegt, erklären die Autoren. »Mehr denn je haben wir eine kollektive Verantwortung, die am meisten benachteiligten Menschen zu unterstützen, um dazu beizutragen, dass gesellschaftliche Bruchlinien abgebaut werden, die seit langer Zeit bestehen und die unsere gemeinsame Humanität bedrohen.«
Es seien das System und der Kontext, die die Diversität und die Vielfalt von Bedürfnissen nicht berücksichtigen, heißt es in der Studie. »Es sind die Gesellschaft und die Kultur, die Regeln bestimmen, Normalität definieren und Unterschiede als Abweichungen wahrnehmen.« Deshalb müsse ein »Konzept der Barrieren für Teilhabe und Lernen« das Konzept der besonderen Bedürfnisse ablösen.
Walter Hirche vom Vorstand der deutschen Unesco-Kommission betonte: »In Deutschland haben wir in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht. Aber die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf lernt noch immer separiert, statt den Unterricht an allgemeinen Schulen zu besuchen. Das müssen wir ändern.«
Der Unesco-Weltbildungsbericht untersucht jährlich die Fortschritte bei der Umsetzung des globalen Nachhaltigkeitsziels vier. Darin heißt es, dass »bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen« sichergestellt werden sollen. Agenturen/nd
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