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Wellenreiter ohne Plan
Stephan Fischer über den Shutdown in Gütersloh
Dort, wo Menschen dicht gedrängt wohnen oder arbeiten, kann sich das Coronavirus bestens verbreiten. Davon zeugen die Ausbrüche in Gütersloh, Göttingen und in weiteren sogenannten Hotspots. Ein Virus hat keinen Plan, ist aber offenbar dort erfolgreich, wo viele Menschen gefährdet sind - jene in prekären Lagen. Politisch prekär wird die Lage nun für NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Nicht nur in Sachen Kanzlerschaft, seine Lockerungswelle trägt ihn nicht bis Berlin: Wer mag den Wandlungen vom Öffnungsweltmeister über den Shutdown-Bremser noch vor drei Tagen hin zum Runterfahrer eines ganzen Landkreises bei unveränderter Faktenlage noch folgen? Zumal dieser »Shutdown light« wachsweich und widersprüchlich ist und auch zu spät kommt: Kontaktbeschränkungen ja; Geschäfte zu, aber nicht alle; das alles nur eine Woche, denn Ferien stehen vor der Tür. Und dann bitte nicht in den Urlaub fahren. Aber dürfen. Ja nee, ist klar.
Das Virus erhellt Bereiche, die lange unsichtbar waren oder bleiben sollten. Politik und Industrie haben von prekären Zuständen wie in der Fleischindustrie lange profitiert. Die Versuchung, unter dem Motto »Augen zu und durch« durch die Coronakrise zu kommen, war zu groß - bis jetzt »hätt et ja immer noch jot jejange«. Wer in einer Krise aber vor allem nach Wählerstimmen schielt und gleichzeitig Lobbyisten und Großspendern verpflichtet ist, verfängt sich irgendwann in den Widersprüchen. Kein guter Plan - vor allem für gefährdete Menschen.
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