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Union am Limit, Fortuna am Boden

Die Berliner verabschieden sich mit einem Sieg - und Gegner Düsseldorf in die zweite Liga

Irgendwann kamen auch die noch zahlreicher als bei den letzten Heimspielen erschienenen Union-Fans auf der Waldseite hinter der Alten Försterei nicht mehr hinterher. In der ersten Halbzeit schallten die schadenfrohe Rufe »Absteiger, Absteiger« viermal ins Stadion - nach drei Bremer Toren gegen Köln und dem Führungstreffer der Berliner gegen Düsseldorf. Die Fortuna war eigentlich nach Köpenick gekommen, um im Fernduell mit dem SV Werder den Relegationsplatz zu verteidigen. Und hat verloren. Weil Düsseldorf Team beim 0:3 gegen Union viel zu wenig geboten und Bremen mit 6:1 gegen den 1. FC Köln gewonnen hatte.

Die in gemeinsamen Zweitligajahren entstandene Antipathie zwischen der Anhängerschaft von Union Berlin und der Fortuna war am Sonnabend vor leeren Rängen das geringste Problem der Düsseldorfer. Die meisten waren mit sich selbst beschäftigt. Zu sehr. »Wir haben nichts dazu beigetragen, dass es anders läuft«, analysierte der erfahrene Mittelfeldspieler Adam Bodzek ehrlich. Mutig war nur die Aufstellung. Aber abgesehen von einer Verzweiflungsoffensive in den letzten 20 Minuten, konnte die offensive 3-4-3-Formation kaum für Gefahr sorgen. Der anscheinend zu große Druck des Abstiegsendspiels entlud sich bei vielen nach dem Abpfiff in Tränen. Und angesichts des eigenen Versagens, verboten sich für Bodzek Vorwürfe an den Düsseldorfer Erzrivalen 1. FC Köln, der sechs Bremer Tore zuließ. »Wir sollten nur auf uns schauen«, urteilte der 34-Jährige angenehm zurückhaltend.

Nach dem sechsten Bundesligaabstieg - ausgerechnet im 125. Jahr der Vereinsgründung - wird sich die Fortuna noch intensiver mit sich selbst beschäftigen müssen. Gleich 17 Spielerverträge laufen aus. Einer soll bleiben. »Selbstverständlich«, sagte Düsseldorfs Sportchef Uwe Klein, gehe der Klub mit Trainer Uwe Rösler in die zweite Liga. Der gebürtige Thüringer war Ende Januar als Hoffnungsträger gekommen. Bis dahin hatte der 51-Jährige nur im Ausland als Trainer gearbeitet. Obwohl er in 15 Spielen nur zwei Siege holen konnte, darf sich der ehemalige DDR-Nationalspieler 18 Jahre nach seinem letzten Engagement in Deutschland noch etwas länger in seiner Heimat beweisen.

Ein Kreis schloss sich auch für Union. Kurz vor Spielende traf Suleiman Abdullahi zum 3:0-Endstand. Mit seinem bis dato letzten Tor hatte der Nigerianer vor dreizehn Monaten beim 2:2 im Relegationshinspiel beim VfB Stuttgart den Weg in die Bundesliga geebnet. Im Fußball-Oberhaus wurde der Klassenerhalt dann schon zwei Spieltage vor Schluss gesichert. »41 Punkte in der ersten Saison - das ist schon außergewöhnlich«, resümierte Trainer Urs Fischer am Sonnabend stolz. Dass der mit weit mehr als 200 Millionen Euro von Investor Lars Windhorst versorgte Stadtrivale Hertha BSC als Zehnter nur um einen Platz und sechs Tore besser dasteht, dürfte viele Unioner ebenso stolz machen.

Entsprechend wurde an der Alten Försterei schon vor dem Anpfiff gegen Düsseldorf gefeiert. Rund 200 Fans empfingen die Mannschaft lautstark und mit farbenprächtiger Pyrotechnik. Hinter dem Stadion auf der Waldseite blieb es auch während der 90 Minuten fröhlich laut. Genau dorthin folgte die Mannschaft nach dem Spiel den Rufen der Fans: »Wir woll’n die Mannschaft sehen.« Die Spieler kamen, schmissen Trikots über den Zaun und genossen nach dem erfolgreichen Abschluss und der tristen Geisterspielatmosphäre die herzliche Nähe. Mit Abstand natürlich.

Verdient hatte sich die Mannschaft das allemal. Wie immer wurde diszipliniert verteidigt. Und der größere Wille, der eigentlich von den Düsseldorfern zu erwarten gewesen wäre, wurde belohnt. Nach einem Eckball besorgte Antony Ujah nach 26 Minuten per Abstauber die Führung, das 2:0 gelang Christian Gentner neun Minuten nach Wiederanpfiff. Und weil die ganze Saison über »am Limit« gearbeitet wurde, sagte Trainer Fischer: »Alle im Verein sind froh, dass jetzt Schluss ist.«

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