Tierpark wird 65 Jahre alt

Mit der Eröffnung des Alfred-Brehm-Hauses als Regenwaldhaus schreitet die Modernisierung voran

  • Ulrike von Leszczynski
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Berliner Tierpark kommt ins Rentenalter: An diesem Donnerstag wird der Zoo im Osten Berlins 65 Jahre alt. Zu diesem besonderen Geburtstag stehen die Zeichen aber kaum auf Ruhestand. Der Tierpark hat weiter viel vor, um zur Gänze ein moderner Geo-Zoo zu werden. Nächster Baustein: Die Neueröffnung des Alfred-Brehm-Hauses als Regenwaldhaus in diesem Sommer. Besucher sollen dort in die tropische Welt südostasiatischer Inseln eintauchen, in den Lebensraum von Sumatra-Tiger, Java-Leopard und Baumkänguru. Dass nun aber die Kamele als erste eine große Geburtstagstorte aus Heu und Äpfeln bekommen, mag kein Zufall sein. Ein zweihöckriges Kamel gehörte 1955 zu den ersten Bewohnern im Tierpark - neben einem Storch.

Mancher, der das Gelände mit U-Bahn-Anschluss im Stadtteil Friedrichsfelde neu entdeckt, mag staunen: Im Vergleich zum Zoo im Zentrum der City West ist der Tierpark weitläufiger, auch viele Gehege wirken größer. Und welcher Zoo hat schon ein frühklassizistisches Schloss und einen Lenné-Park? Dennoch war nach der Wende unsicher, ob der Tierpark bleiben kann und soll. Heute gilt: Die größte Stadt Deutschlands verträgt zwei Zoos - gerade, weil sie so verschieden sind.

Vor dem Mauerfall war der 160 Hektar große Tierpark für Millionen DDR-Bürger eine Attraktion. Zu Beginn hatten viele auf den ursprünglichen Brachen mitgeschippt und Tausende »Aufbaustunden« im Nationalen Aufbauwerk (NAW) geleistet. Die Anlage, die mit einem Tiermosaik im U-Bahnhof beginnt, wurde schnell zu einem Besuchermagneten. Der eloquente erste Tierparkdirektor Heinrich Dathe (1910-1991) blieb lange eine Berühmtheit.

Zur Eröffnung des Tierparks im Sommer 1955 kam DDR-Präsident Wilhelm Pieck: Der älteste Zoo Deutschlands in Westberlin und der nagelneue Tierpark im Osten - das war auch so etwas wie ein Wettbewerb mit Tieren. Der erste Punktsieg in Sachen Pandas ging dabei an den Tierpark: 1958 präsentierte Dathe die Bärin »Chi Chi«. Das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg war damit wieder ein Panda in Deutschland zu sehen, wenn auch nur für einige Wochen.

Beide Berliner Institutionen - Zoo und Tierpark - werden heute unter einem Dach gemanagt, Forschung und Artenschutz inklusive. Ein Facelifting in Sachen artgerechter Tierhaltung und mehr Attraktivität für Besucher brauchen beide. Nach langem Stillstand sorgt dafür seit sechs Jahren Direktor Andreas Knieriem mit hohem Anspruch. Beide Zoos zusammen sollen einmal zu den modernsten Tierparks der Welt zählen - so lautet das ehrgeizige Ziel des Entwicklers. In den Tierpark sollen dafür bis 2030 rund 92 Millionen Euro investiert werden. dpa/nd

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