Lok Leipzig vor ungewisser Zukunft
Verpasster Drittligaaufstieg zwingt zum Neuaufbau
Ausgeträumt! Das Projekt Rückkehr in den Profifußball, das Lok Leipzig seit fünf Jahren zielstrebig verfolgt, scheiterte an einem einzigen Tor. Das 1:1 am Dienstagabend in der Bielefelder Arena gegen den SC Verl war nach dem 2:2 im Relegationshinspiel zu wenig. Während beim Vertreter der Regionalliga West der erstmalige Aufstieg in die 3. Liga gefeiert wurde, gab es bei Lok lange, traurige Gesichter und dazu erzürnte, pöbelnde Fans.
Was aber noch viel schwerer wiegt: Nach der verpassten Chance gibt es in Leipzig keine echte Perspektive. Den Plan B, den man ganz unten in der Schublade vergraben hatte, müssen die Lok-Verantwortlichen nun hervorholen. Und schauen, wie man aus dem Loch, in das der Verein gefallen ist, wieder herauskommt. »Die Mannschaft, die uns zuletzt so viel Freude gemacht hat, ist an einem Tor gescheitert. Das ist bitter«, sagte Präsident Thomas Löwe. Für ihn und den Vorstand um Sportdirektor und derzeitigen Trainer Wolfgang Wolf beginnt nun der Aufbau einer neuen Mannschaft. Zwei Jahre spielte das Team in der jetzigen Besetzung nahezu komplett zusammen. Das wird sich ändern. »Wir werden in der Regionalliga nur wenige Spieler halten können. Da hätte die 3. Liga finanziell einiges für uns einfacher gemacht«, sagte Löwe.
Auch die sportliche Führungsposition muss neu besetzt werden. Wolf, der seit Dezember interimsmäßig in Doppelfunktion auch an der Seitenlinie stand, beendete dieses Amt ungeschlagen, aber eben nicht mit dem erhofften Aufstiegserfolg. Der neue Trainer soll schon feststehen, ist aber noch nicht benannt. Es gab eine Variante für Liga drei und eine kostengünstigere für die Regionalliga. Und da eben auch viele Spieler wohl zu anderen Vereinen wechseln werden, bleibt man bei Lok in Bezug auf neue Saisonziele bescheiden. »Aufgrund der Stärke der Regionalliga gerade in der kommenden Saison ist es nicht realistisch, dass wir dann wieder angreifen können«, sagte Löwe.
Das gilt auch aus wirtschaftlicher Sicht. Für die 3. Liga stand ein potenter Hauptsponsor bereit, dessen finanzielle Unterstützung jetzt wohl fehlen wird. Dazu kommt die Unsicherheit, wie es in der neuen Spielzeit in der Regionalliga Nordost in Sachen Zuschauer weitergeht. »Da ist es schwer, ein Budget aufzustellen. 50 Prozent der Einnahmen rekrutieren wir durch die Spiele im Bruno-Plache-Stadion mit Zuschauereinnahmen, Merchandising und Gastronomie. Wir müssen den Gürtel deutlich enger schnallen«, kündigte Löwe angesichts der anhaltenden Coronakrise an.
Wie die Fans reagieren werden, bleibt abzuwarten. Einige von denen, die am Dienstag den Weg nach Bielefeld in Angriff genommen hatten, ließen ihren Frust an den Spielern aus. Und das mit harten, beleidigenden Worten. »Dann brauchen sie auch nicht zu kommen. Ich denke, wir sind alle enttäuscht. Aber bei aller Liebe: Belöffeln lassen nach so einer Saison, ist ein bisschen eklig und hart. Aber so ist das eben bei Lok Leipzig«, ärgerte sich Spielmacher Paul Schinke. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.