- Berlin
- Mohrenstraße
Diskriminierende Namen sollten aus dem Stadtbild verschwinden
MEINE SICHT: Martin Kröger plädiert für die Umbenennung von Straßen
Die Materie ist komplex. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt die »Mohrenstraße« in Berlin ihren Namen. Zu der Zeit ihrer Entstehung, so schreibt der Historiker Ulrich van der Heyden, sei die Straßenbezeichnung überhaupt nicht rassistisch oder kolonialistisch konnotiert gewesen, allenfalls exotisch. Deshalb sei eine Initiative zur Umbenennung der Mohrenstraße im heutigen Bezirk Mitte fraglich, auch weil der Straßenname von den Berlinerinnen und Berlinern angenommen wurde und sich in deren Gedächtnis eingebrannt habe, so van der Heyden.
Doch genau an diesem Punkt liegt das Problem. Es gibt nicht die Berlinerinnen und Berliner, die Stadtbevölkerung verändert sich. In der Hauptstadt haben inzwischen mehr als 30 Prozent der Menschen eine Migrationsgeschichte. In Berlin gibt es - wie die aktuellen antirassistischen Proteste gezeigt haben - eine große schwarze Community. Schwarze Menschen sehen sich durch den Begriff »Mohren« diskriminiert. Seine Verwendung erinnert an die Versklavung von Afrikanerinnen und Afrikanern, in die auch Brandenburg-Preußen verstrickt war.
Diese Perspektive kann man nicht mit einem Verweis auf eine Anfang des 18. Jahrhunderts geläufige Konnotierung ignorieren. Wir leben im Berlin des 21. Jahrhunderts - rassistisch konnotierte Schmähnamen haben in unserer Stadt nichts mehr verloren.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!