Entschleunigung
Laos korrigiert Wachstumsziele nach unten
Die gute Nachricht vorweg: Die laotische Wirtschaft wächst auch 2020. Doch, und das ist der betrübliche Teil, deutlich langsamer als ursprünglich geplant. Premierminister Thongloun Sisoulith trat mit dem Vorschlag vor die Nationalversammlung, das Wachstumsziel von ursprünglich 6,5 Prozent auf 3,3 bis 3,6 Prozent zu senken. Damit endet eine fast 25 Jahre dauernde Zeit rapiden Wirtschaftswachstums für das südostasiatische Land, das sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2024 die Einstufung als eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt zu überwinden.
Das könnte nun schwierig werden: Verantwortlich dafür machte der Premier die Corona-Pandemie. Zwar blieb Laos mit nur 19 nachgewiesenen Infektionen von der Krankheit weitgehend verschont. Doch die Maßnahmen, die eine Ausbreitung des Virus im Land verhindern sollten, machten der auch sonst nicht sonderlich stabilen Wirtschaft schwer zu schaffen. Der auch in Laos verhängte Lockdown ließ die Produktion in vielen Wirtschaftszweigen rapide sinken, die Schließung der Grenzen beeinträchtigte Außenhandel und Tourismus. In der Folge sanken Exporte wie auch Deviseneinnahmen aus dem Fremdenverkehr, und das Außenhandelsdefizit wuchs wieder. Beim Staatshaushalt ist mit einem massiven Rückgang auf der Einkommensseite zu rechnen, der nicht durch Einsparungen bei den Ausgaben ausgeglichen werden kann. Statt der geplanten 3,8 Prozent soll die Neuverschuldung nun knapp 6 Prozent des Bruttoinlandprodukts erreichen. Doch selbst das ist ein anspruchsvolles Ziel.
Weit weniger zuversichtlich sieht die Weltbank die Lage. Sie errechnet ein mögliches Wirtschaftswachstum von maximal 1,8 Prozent und hält selbst einen Rückgang der Wirtschaftskraft für möglich. Hatten infolge der Maßnahmen gegen die Pandemie viele Beschäftigte im Tourismus wie auch im verarbeitenden Gewerbe zumindest zeitweilig Arbeit und Einkommen verloren, so kamen zusätzlich weit über 100 000 laotische Gastarbeiter aus den Nachbarländern zurück, die nicht mehr gebraucht werden.
Mit ihrer Rückkehr bleiben nun auch Überweisungen aus dem Ausland aus. Dadurch schmolzen nicht nur die Devisenreserven des Binnenlandes auf weniger als den Wert der Importe für einen Monat. Rund 100 000 Menschen, so die Weltbank, sind vom Rückfall in die absolute Armut bedroht. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass soziale Sicherungssysteme eben erst im Aufbau begriffen sind. Dazu kommt, dass sowohl die Mehrheit der in Kleinunternehmen Beschäftigten und nahezu alle Menschen in der informellen Wirtschaft als auch die bislang im Ausland Tätigen gar nicht erfasst sind.
Zu allem Übel hatte die staatliche Energiefirma EdL ausgerechnet in dieser Zeit einen neuen Tarif eingeführt, der für viele Haushalte eine satte Erhöhung der monatlichen Stromrechnung brachte. Nicht nur in den sozialen Netzwerken machten sich die Betroffenen Luft, was die Regierung letztlich dazu bewog, den EdL-Chef seines Postens zu entheben und Preisnachlässe für die ärmsten Haushalte anzukündigen.
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