Roboter unter sich

Die ist das die Zukunft des Journalismus

Mit dem Faustkeil fing es an. In der Menschheitsgeschichte war das seitdem immer so: Wenn die Menschen etwas nicht tun wollten oder konnten, bastelten sie sich ein Werkzeug. Oder sie dachten sich eine raffinierte Lösungsmethode aus. Das hieß am Anfang noch nicht Highend Solution, aber genau das war gemeint.

Solche Innovationskräfte werden bevorzugt in Krisenzeiten freigesetzt. Als jetzt beispielsweise in Japan wegen der Coronakrise die Baseballstadien leer bleiben mussten, wurde in Fukuoka das gastgebende Team von Robotern angefeuert. Die können Fahnen schwenken und choreografierte Bewegungen ausführen. Der Vorteil: Weder saufen und pöbeln sie, noch werfen sie Müll weg oder erbrechen sich unter die Sitzbank. Eigentlich die Ideallösung. In Singapur wiederum laufen und fahren Roboter in Parkanlagen herum und schnauzen Menschen an, die sich nicht an das Abstandsgebot halten.

Das sind verheißungsvolle Entwicklungen, die man sich auch hier wünschen kann. Aber vielleicht ist ja die Technik schon viel weiter, als wir ahnen. Während der vielen Telefon- und Videokonferenzen der letzten Monate lag durchaus der Verdacht nahe, dass der eine oder andere Kollege gar nicht selbst aus dem Bildschirm schaute, sondern eine Attrappe vor seine Schrankwand gesetzt hatte, die zwei, drei Bewegungen und fünf Standardsätze beherrscht. Es gibt ja Kolleginnen und Kollegen, die wir seit längerer Zeit nicht mehr hier in der Redaktion gesehen haben. Könnten wir denn beschwören, dass wirklich sie es sind, deren blecherne Stimmen aus dem Lautsprecher scheppern und deren bleiche Antlitze aus dem Homeoffice herüberschimmern?

Roboter sind im Zeitungswesen ja nichts grundsätzlich Neues. Bei der FAZ beispielsweise haben sie einen Kommentar-Roboter, den sie »Altenbockum« getauft haben. Bei der »Welt« steht ein Gerät namens »Broder« herum. Außerdem noch ein Ersatzmodell, das den skurrilen Namen »Don Alphonso« trägt. Wenn es langweilig wird in den Meinungsspalten und die Chefdiensthabenden sich wünschen, dass es mal wieder richtig knattert im Blatt, dann werfen sie diese Roboter an. Die spucken dann Textgebilde aus, die sich die normalen Redakteure nicht trauen würden.

Aber das ist nur der Anfang. Eines Tages könnten Roboter mit Texterkennungssoftware die von Robotern erstellten und zusammengebauten Texte wieder anderen Robotern vorlesen, die das Gehörte mithilfe eines Spracherkennungsprogramms verstehen und daraufhin selbstständig Leserbriefe verfassen und abschicken. Eine vollautomatische journalistische Nahrungskette, ganz ohne Menschen. Wollen wir das wirklich? Wenn nicht, dann sollten wir fest zusammenhalten - Journalistinnen und Journalisten, Leserinnen und Leser. Zumindest solange wir sicher sind, dass wir noch wir selbst sind.

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