Wann ist man deutsch genug?

Robert D. Meyer ist schockiert über das Agieren der Stuttgarter Polizei

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 1 Min.

Erst vor wenigen Tagen baute sich der Bundesinnenminister schützend vor der Polizei auf. Horst Seehofer trug mit inbrünstiger Überzeugung vor, struktureller Rassismus sei unter den Beamten kein Problem. Einer Studie, die das untersucht, erteilte der Minister eine vehemente Absage. Doch weil die Realität eine andere ist, als es Seehofer zugeben will, lieferte die Stuttgarter Polizei nun einen weiteren dringenden Grund, warum die deutschen Sicherheitsbehörden einer unabhängigen Prüfung unterzogen gehören.

Stuttgarts Polizeipräsident Franz Lutz will die Stammbäume aller an den Krawallen vom 21. Juni mutmaßlich beteiligten Personen ermitteln lassen. Dass dies ein hoher Beamter in Deutschland 2020 ankündigt, ohne dabei von selbst ins Grübeln zu kommen, zeigt auf erschreckende Art, wie stark der Diskurs über öffentliche Sicherheit von rechts dominiert wird.

Ahnenforschung mag ein spannendes Hobby sein, für die Aufarbeitung der Ereignisse in Stuttgart ist sie nicht nur nutzlos, sondern gefährlich. Zementiert wird dadurch die rassistische Vorstellung, zwischen Kriminalität und Herkunft bestehe ein Zusammenhang, selbst wenn ein Beschuldigter in Deutschland geboren wurde. Wer solche Maßnahmen fordert, bekommt Beifall von Rassisten. Die Ursachen der Krawalle klärt er damit nicht auf.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.