Doppelt abgefertigt

Meine Sicht über den drohenden Jobverlust bei den Bodendienstleistern

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Was die Beschäftigten der Wisag Ground Service Tegel (WGST) in diesen Tagen mitmachen, ist in vielerlei Hinsicht richtig bitter. Denn im Prinzip wird die Belegschaft des Berliner Flughafen-Bodendienstleisters gleich zweimal abgefertigt.

Die erste Packung gab es nach der Privatisierung der Bodenverkehrsdienste durch den damaligen rot-roten Senat im Jahr 2008. Schon vorher mussten die Knochenarbeiter - die auch bei 40 Grad schwere Gepäckstücke in die Flugzeuge wuchten - Einbußen bei den Weihnachts- und Urlaubsgeldern hinnehmen. Dann kamen das Chaos und die Dumping-Lohn-Konkurrenz dazu, die die Arbeitsbedingungen noch unlukrativer machten. Die Privatisierung zahlte sich am Ende nur für die privaten Unternehmer aus. Das Land Berlin erbte in der Hauptsache die teilweise chaotischen Zustände an den zeitweise völlig überlasteten Flughäfen. Die wahren Verlierer der rot-roten Politik waren aber die Arbeiter auf den Vorfeldern der Flughäfen.

Jetzt, wo der Luftverkehr am Boden ist, droht den Beschäftigten die nächste Abfertigung - diesmal könnte es das endgültige Aus sein. Viele altbewährte Kräfte dürften mit der drohenden Insolvenz und dem bevorstehenden Umzug des Bodenpersonals an den BER künftig ohne Jobperspektive dastehen. Dass die Beschäftigten noch durch einen zweifelhaften Schutzschirm oder neue Geschäftskonzepte gerettet werden können, ist stark zu bezweifeln. Nicht auszuschließen, dass das Unternehmen die Coronakrise nutzt, um die Abfindungen zu drücken.

Bliebe eine Rekommunalisierung der Bodenservices. Dass Rot-Rot-Grün das erwägt, ist ein Hoffnungsschimmer. Durch einen neuen Landesbetrieb könnte der große Fehler der Privatisierung von 2008 zumindest ein bisschen korrigiert werden.

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