Der Liebe wegen
Schleswig-Holsteins FDP-Chef demonstriert an der Grenze
Eigentlich ist Heiner Garg, FDP-Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein, ganz und gar nicht der Typ, den es medienwirksam vor jede Kamera und in jede Talkshow zieht. Im Gegensatz etwa zu seinem Parteikollegen Wolfgang Kubicki. Doch am Samstag war dies nun anders. Der Liebe wegen und aus eigener Betroffenheit unterstützte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister die länderübergreifende Internetinitiative »Love is not tourism - Liebe ohne Grenzen« und demonstrierte am deutsch-dänischen Grenzübergang in Padborg. Er war der vorderste Demonstrant und sein Protest in erster Linie an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gerichtet. Der solle sich für eine Lockerung der Einreisebeschränkungen für nicht verheiratete Paare aus Nicht-EU-Staaten einzusetzen, sofern sie einen negativen Corona-Testnachweis beibringen.
Der sich seit dem Teenageralter zu seiner Homosexualität bekennende 54-jährige Kieler lebt in einer Fernbeziehung. Wegen Covid-19 hat er seinen puertoricanischen Lebensgefährten aus New York bereits fünf Monate nicht treffen dürfen, weil beide eine formal »wilde Beziehung« praktizieren. Anders als Deutschland zeigt sich Dänemark da freizügiger. Deshalb wurde auch der Ort des Protestes mit Bedacht ausgewählt. Garg plädiert in solchen Fällen, von denen es Tausende geben wird, für eine eidesstattliche Erklärung über die Beziehung samt Quarantänezeit. Mit eben solcher eidesstattlichen Versicherung einer mindestens viermonatigen Partnerschaft geben sich dänische Behörden zufrieden. Nach Norwegen gewährt auch die Niederlande für Betroffene von Montag an die Einreise.
Garg ist bundesweit derzeit einziger Gesundheitsminister mit FDP-Parteibuch. Er ist auch zuständig für Soziales, Familie, Jugend und Senioren und für die Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen und die Lebensbedingungen der dort Beschäftigten. Über Langeweile kann sich der studierte Wirtschaftswissenschaftler wahrlich nicht beklagen.
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