- Politik
- Gewalt gegen Frauen
Polens Justizminister erwägt Austritt aus Istanbul-Konvention
Rechter Minister Ziobro: Konvention enthalte Bestimmungen »ideologischer Natur« / Opposition: Entscheidung würde Polen »in schlechtes Licht rücken«
Warschau. In Polen ist eine Debatte über einen möglichen Austritt aus der Istanbul-Konvention gegen Gewalt gegen Frauen entbrannt. Justizminister Zbigniew Ziobro kündigte an, einen entsprechenden Vorschlag am Montag dem zuständigen Familienministerium zu unterbreiten, wie die Agentur PAP berichtete. Die Konvention enthalte Bestimmungen »ideologischer Natur«, die er nicht akzeptieren könne und für schädlich halte. Ziobro ist Gründer der national-konservativen Partei Solidarisches Polen (SP), einer Abspaltung der Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.
Die Generalsekretärin des Europarats, Marija Pejcinovic Buric, zeigte sich am Sonntag alarmiert. Ein Austritt Polens aus der Konvention wäre »ein großer Schritt zurück für den Schutz von Frauen vor Gewalt in Europa«. Sollte es Missverständnisse über die Konvention geben, sei man bereit, diese in einem konstruktiven Dialog auszuräumen.
Der Oppositionspolitiker und EU-Abgeordnete Andrzej Halicki kritisierte, dass das Gerede über einen Austritt die polnische Regierung in das »schlechtest mögliche Licht« rücke. Führende PiS-Politiker betonten, dass die Regierung in der Sache noch keine Entscheidung getroffen habe. Polen hatte die Konvention 2012 unterzeichnet und - anders als die Nachbarstaaten Tschechien und Slowakei - im Jahr 2015 auch ratifiziert. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.