Werbung

Keine Zeit für Optimismus

Simon Poelchau über aktuelle Wirtschaftszahlen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Glaubt man mancher Darstellung, so ist das Schlimmste in der Coronakrise bereits überstanden. So schaut man im Bundesarbeitsministerium angesichts der aktuellen Arbeitslosenzahlen mit »vorsichtiger Zuversicht« in die Zukunft. Und auch manch ein namhafter Ökonom glaubt, dass es mit der Wirtschaft wieder kräftig bergauf geht. Doch für Optimismus ist es noch längst keine Zeit - allein schon wegen des jüngsten Einbruchs bei der Wirtschaftsleistung.

Zwar schnellt derzeit nicht nur die Zahl der Arbeitslosen nicht mehr nach oben, auch die Kurzarbeit geht anscheinend wieder langsam zurück, wie das ifo Institut in München berechnete. Doch noch immer gibt es diesen Zahlen zufolge fast in jedem zweiten Unternehmen Kurzarbeit. Das sind Millionen Jobs, die auf der Kippe stehen und die derzeit über die Bundesagentur für Arbeit von der Allgemeinheit finanziert werden. Die Lage ist also noch weitaus kritischer als während der letzten Wirtschaftskrise. Damals waren 1,4 Millionen Menschen in Kurzarbeit; zuletzt im Mai waren es vier Mal so viele.

Zudem beruht die derzeitige Erholung auf der weitgehenden Rücknahme des coronabedingten Shutdowns und darauf, dass die Pandemie im Frühsommer einigermaßen zurückgedrängt war. Angesichts der aktuell wieder steigenden Fallzahlen und der schon länger kursierenden Warnungen vor einer zweiten Ansteckungswelle im Herbst ist es also noch zu früh zum Aufatmen.

Stattdessen ist zu hoffen, dass die Politik notfalls noch einmal den Mut zu einem Shutdown aufbringt. Denn eine Krise mit mehr Arbeitslosen kann zwar schmerzhaft sein. Sie wird aber weitaus weniger schmerzlich sein als Tausende Tote, die man vermeiden kann, wenn man die kapitalistische Verwertungslogik mal in eine Pause schickt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.