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»Die Nazi-Schläger von Erfurt laufen alle wieder frei rum«
König-Preuss (Linke): Bereits der zweite rassistischer Übergriff in Erfurt innerhalb weniger Wochen
Erfurt. Zwölf mutmaßliche Täter, die in der Nacht zum Samstag in Erfurt drei Männer aus Guinea angegriffen und teils schwer verletzt haben sollen, sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Haftbefehle seien nicht beantragt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt am Sonntag auf Anfrage. Es lägen keine Haftgründe vor - das seien unter anderem Flucht- oder Verdunklungsgefahr. Die Ermittlungen gegen die Verdächtigen liefen weiter.
Bei dem rassistisch motivierten Angriff waren zwei der attackierten Männer verletzt worden, darunter ein 21-Jähriger schwer. Sein Zustand soll zeitweise kritisch gewesen sein.
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) schrieb auf Twitter: »Ich bin schockiert! Erneut rechtsextreme Gewalt in Erfurt. Bin in Gedanken bei den Opfern.« Der Vorfall zeige eine steigende Gewaltbereitschaft in rechtsextremistischen Strukturen. Die Tat geschah vor einem bekannten Treffpunkt der rechten Szene.
Maier twitterte nach der Entscheidung der Staatsanwaltschaft: »Die Nazi-Schläger von Erfurt laufen alle wieder frei rum. Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, die Justiz zu kritisieren. Aber für die Opfer und die Menschen am Herrenberg ist das eine Katastrophe.« Herrenberg heißt das Plattenbaugebiet im Erfurter Südosten, wo sich die Tat nachts gegen 3.00 Uhr vor dem Treffpunkt der rechten Szene ereignet hatte. Die Angreifer hielten sich laut Polizei davor auf.
Die drei Männer seien von zehn bis zwölf Deutschen verbal und danach tätlich angegriffen worden, erklärte die Polizei. Die beiden Verletzten wurden im Krankenhaus versorgt. Der Schwerverletzte soll eine Kopfverletzung erlitten haben. In die Ermittlungen wurde unter anderem das Landeskriminalamt eingeschaltet. Die Polizei forderte Zeugen auf, sich zu melden.
In Thüringer Sicherheitskreisen wird davon ausgegangen, dass sich in dem Szenetreff, vor dem der Angriff erfolgte, auch Mitglieder oder Sympathisanten der rechtsextremistischen Kleinstpartei Dritter Weg regelmäßig aufhalten. Die Polizei äußerte sich dazu nicht.
Die Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss erklärte, es sei bereits der zweite massive Neonazi-Übergriff in Erfurt innerhalb weniger Wochen. König-Preuss, die Sprecherin für Antifaschismus und Antirassismus der Fraktion ist, nannte ein Verbotsverfahren gegen den Dritten Weg überfällig.
Auch der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, forderte ein Verfahren, um den »Dritten Weg« zu verbieten. »Auch der Umgang mit den von Nazis genutzten Immobilien gehört ebenso dringend auf den gesetzlichen Prüfstand wie die Frage, ob hier nicht die Generalbundesanwaltschaft aufgefordert ist, auf diese konkrete Bedrohung unseres Staates und der in ihm lebenden Menschen zu reagieren«, erklärte Heubner am Montag. Überlebende des Holocaust würden Gewalttätigkeiten und Hassattacken rechtsextremer Gruppen in Deutschland und die Reaktionen staatlicher Organe darauf mit zunehmender Sorge verfolgen.
In Thüringens Landeshauptstadt protestierten am Samstag Hunderte Menschen gegen Rechtsextremismus. Polizei und Veranstalter sprachen von etwa 400 Teilnehmern. Hintergrund war ein Vorfall am vorletzten Juli-Wochenende vor der Staatskanzlei, bei dem eine Gruppe Jugendlicher angegriffen und verletzt wurde. Einige der Angreifer haben nach Angaben der Ermittlungsbehörden einen rechtsradikalen Hintergrund. Die Ermittlungen dazu laufen ebenfalls noch. dpa/nd
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