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Ohne Mampf kein Lernerfolg
Nach einem Jahr kostenlosem Schulessen zieht SPD-Fraktionschef positive Bilanz
Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wenn am kommenden Montag die Schulen in Berlin wieder ihre Pforten öffnen, wird es auch wieder ein kostenloses Schulessen für die Klassen eins bis sechs geben. »Das Schulmittagessen wird angeboten«, heißt es lapidar auf der Homepage von Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD). Doch in Corona-Zeiten sind die Bedingungen für die Caterer und den Betrieb der Mensen eine Herausforderung. So müssen die Tische entsprechend der Abstandsgebote aufgestellt werden. Wenn sich die Schüler in der Mensa zwischen den Tischen bewegen, gilt eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung. »Da, wo sich Lerngruppen treffen, ist der Mund-Nase-Schutz Pflicht«, sagt Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers zu »nd«. Scheeres’ Sprecher Martin Klesmann ergänzt: »Es darf auch kein Buffet angeboten werden oder Essen aus Schüsseln.« Überdies soll durch versetzte Pausenzeiten sichergestellt werden, dass die einzelnen Schülergruppen möglichst nacheinander in den Mensen versorgt werden. Zwischen der Mensanutzung müssen alle Tische desinfiziert werden. An den im Musterhygieneplan für die Schulen festgelegten Vorgaben wurde bis zuletzt gefeilt.
Seit einem Jahr gibt es das kostenlose Schulessen in Berlin. Mit dem neuen Schuljahr soll die Qualität des Essens weiter gesteigert werden, schrittweise soll der Preis pro Portion von 3,25 Euro auf künftig 4,36 Euro erhöht werden. »Essen heißt Nachhaltigkeit, Genuss, biologisch, fair gehandelt und fair produziert«, sagt Raed Saleh zu »nd«. Der SPD-Fraktionschef ist wahrscheinlich einer der größten politischen Verfechter einer gebührenfreien Bildung in der Hauptstadt. Gute Bildungsbedingungen sind ihm nicht zuletzt wegen seiner eigenen Lebensgeschichte als Arbeiterkind aus ärmlichen Verhältnissen eine Herzensangelegenheit.
Vor der Coronakrise wurden zuletzt 160 000 Mahlzeiten täglich für Schüler in Berlin angeboten, die Zahl der ausgegebenen Essen hat sich damit innerhalb kürzester Zeit nach der Einführung der Kostenfreiheit stark erhöht. Für Saleh sind das kostenlose Schülerticket für den Öffentlichen Personennahverkehr genauso wie das kostenlose Schulessen »ein Riesenerfolg, der mich als Sozialdemokrat wirklich stolz macht«. Die Vision einer gebührenfreien Stadt sei durch die Einführung eines kostenlosen Schulessens greifbarer geworden. Seit dem Frühjahr wurden Ausschreibungen für das Schulessen in Höhe von rund 500 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre vergeben. Probleme, in den Ausschreibungen den Berliner Mindestlohn von 12,50 Euro zu verankern, damit das Essen auch fair entlohnt hergestellt und angeboten wird, konnten im Frühjahr ausgeräumt werden. »Das konnte geheilt werden«, sagt der Pressesprecher der Senatsbildungsverwaltung. Formal sind die Ausschreibungen Sache der zwölf Bezirke.
Dass die hohen Kosten für das beitragsfreie Schulessen in der Coronakrise Ziel von Kürzungsmaßnahmen werden könnten - immerhin gab es immer wieder Kritik, dass auch vermögende Eltern finanziell von den Entlastungen profitieren - weist SPD-Fraktionschef Raed Saleh scharf zurück: »Kürzungsdiskussion beim Schulessen erteile ich eine Absage, an dieser Stelle wird trotz Coronakrise nichts rückabgewickelt.« Das kostenlose Schulessen helfe den Menschen in der Coronakrise schließlich, über die Runden zu kommen. »Die eigentliche Geschichte ist, dass kein Kind mehr einem anderen Kind beim Essen zuschauen muss.« Außerdem seien politische Projekte wie der Mietendeckel und das kostenlose Schulessen die besten Konjunkturmaßnahmen, so der 43-jährige SPD-Politiker. Durch die Beitragsfreiheit bei Schulessen, Hort und BVG-Ticket sparen Eltern pro Grundschulkind mehr als 1400 Euro im Jahr - viel Geld, von dem Saleh ausgeht, dass es in den Konsum zum Ankurbeln der Binnenkonjunktur fließt und damit die Wirtschaft stützt. Saleh sagt: »Die Einführung eines kostenlosen Schulessens in den Klassen eins bis sechs ist in keinem anderen Bundesland wie Berlin gelungen, die anderen Länder beneiden uns dafür.«
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