- Sport
- Leichtathletik
Die Sieger hängen sich ihre Medaillen selbst um
Die Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten 2020 sind anders.
Klar, Fans dürfen wegen der Coronakrise nicht ins Stadion und einige Stars haben abgesagt. Aber auch so sind die Macher stolz, dass sie mit einem umfassenden Hygienekonzept die Deutschen Meisterschaften 2020 gerettet haben. »Die ganze Leichtathletikwelt wird am Wochenende nach Braunschweig schauen«, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing vor den Titelkämpfen.
Endlich wieder laufen, springen und werfen - die olympische Kernsportart meldet sich nach zähen Pandemiemonaten jetzt auch auf der großen Bühne zurück: ARD (Samstag, 17.10 bis 19.55 Uhr) und ZDF (Sonntag, 17.10 bis 18.55 Uhr) berichten knapp fünf Stunden live aus Braunschweig. »Wir nehmen eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Leichtathletik wahr, weil es in vielen anderen Sportarten noch nicht gelungen ist, hochwertige Wettkämpfe zu organisieren«, sagte die neue Chefbundestrainerin Annett Stein.
Das größte Highlight wird vermutlich der Auftritt von Weltmeisterin Malaika Mihambo, die erstmals in diesem Sommer im Weitsprung antritt (Sonntag, 17.15 Uhr). Es sei »wirklich schön« und »ein Hoffnungsschimmer«, dass das Leichtathletikjahr mit den deutschen Meisterschaften an Fahrt aufnimmt, sagte die 26-Jährige. In Zeiten von Corona hätten die Titelkämpfe in Braunschweig auch ohne Fans im Stadion »für uns alle einen besonderen Stellenwert«.
Auch der Speerwurf der Männer (Sonntag, 17.30 Uhr) ist mit Ex-Weltmeister Johannes Vetter und Titelverteidiger Andreas Hofmann gut besetzt. Zudem wird der Auftritt von Sprintaufsteiger Deniz Almas über 100 m (Samstag, 19.50 Uhr) mit Spannung erwartet. Doch zahlreiche prominente Athleten haben nach der Verschiebung der Olympischen Spiele ins nächste Jahr für das »Mini-Tokio« jetzt in Braunschweig auch abgesagt: So sind etwa Mittelstreckenass Konstanze Klosterhalfen, Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler oder Sprinterin Gina Lückenkemper aus unterschiedlichen Gründen ebenso nicht dabei wie Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul oder Christoph Harting, Diskus-Olympiasieger von Rio.
Dabei grenzt es an ein kleines Wunder, dass die Meisterschaften der Leichtathleten trotz Corona überhaupt stattfinden können. Denn im Gegensatz zu den Fußball- oder Basketballprofis kann man Leichtathleten, die meist noch einem richtigen Beruf nachgehen oder studieren, nicht einfach in Quarantäne stecken. Und so musste ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet werden, um die Auflagen der Behörden zu erfüllen. Natürlich gilt: Abstand halten und Maskenpflicht.
Außerdem wird das Stadion in vier Zonen aufgeteilt, in denen man sich nur im Einbahnstraßen-System bewegen darf, nur 999 Personen dürfen sich gleichzeitig im Stadion aufhalten. Die Wettkämpfe werden in vier Sessions durchgeführt. Umkleiden und Duschen bleiben geschlossen, die Werfer müssen ihre eigenen Arbeitsgeräte mitbringen. Die Sieger müssen sich ihre Medaillen selbst umhängen. Corona-Schnelltests sind wegen einer neuen Verordnung aber nicht mehr nötig.
Insgesamt betreibt der DLV einen riesigen Aufwand. Natürlich auch, um die finanziellen Einbußen durch Corona so gering wie möglich zu halten. »Der Verlust wäre im hohen sechsstelligen Bereich gewesen«, sagte Kessing, wären die Meisterschaften ausgefallen. Doch sie finden statt. Und die Leichtathletikwelt schaut am Wochenende nach Braunschweig. SID
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!