Das Phantom der Laufbahn
Leichtathletin Konstanze Klosterhalfen trainiert lieber in den USA. Ihren Saisonstart verschiebt sie erneut
Weiterhin viele Fragen und vorerst auch keine sportliche Antwort: Konstanze Klosterhalfen muss den geplanten Start ihrer Europatour verschieben. Wegen einer Überlastungsreaktion im Beckenbereich verzichtet die WM-Dritte auf das 5000-Meter-Rennen beim Diamond-League-Meeting der Leichtathleten an diesem Freitag in Monte Carlo. Auf dieser Strecke hatte sie bei der WM 2019 in Doha Bronze erobert.
»Ich habe mich unheimlich auf den Einstieg in Monaco gefreut und bis zum Schluss auf eine Teilnahme gehofft. Wir haben nach der kurzen Hallensaison sehr gut trainiert und den Fokus auf eine erfreulicherweise stattfindende späte Saison gelegt«, sagte Klosterhalfen in einer Mitteilung ihres Management vom Mittwoch. Die 23-Jährige wird derzeit in Salzburg behandelt. Die Absage sei »eine reine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte ihr Manager Dany Biegler.
Viele Fragen, keine Antworten
Klosterhalfen hatte das ganze Jahr und auch in der Coronakrise weiter in Oregon bei Pete Julian trainiert. Fragen zu ihrer Form, zu ihrer persönlichen Situation, zum aufgelösten Nike Oregon Project (NOP), zu ihren Plänen oder zu den verschobenen Olympischen Spielen beantwortet das Ausnahmetalent nicht: Von ihrem Management wird sie seit Monaten abgeschottet. »Koko«, wie sie in der Szene genannt wird, bleibt das Phantom der deutschen Leichtathletik. Eigentlich waren nach dem nun abgesagten Start in Monaco weitere Wettkämpfe geplant, darunter auch in Deutschland. Dies hatte Idriss Gonschinska, Generaldirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), angekündigt. Nach dpa-Informationen wollen auch die Veranstalter des Istaf am 13. September in Berlin und des Meetings in Dessau am 8. September Klosterhalfen verpflichten. Offen ist nun auch, was daraus wird.
Im Winter hatte Klosterhalfen nur eine verkürzte Hallensaison absolviert - in den USA. Dabei pulverisierte sie in Boston den Europarekord über die in der Halle seltenen gelaufenen 5000 Meter (14:30,79 Minuten). In Portland genoss sie danach beste Trainingsbedingungen. Das NOP war zwar infolge des Dopingskandals um den gesperrten Startrainer Alberto Salazar aufgelöst worden. Doch Klosterhalfen, die weiter beim ehemaligen Salazar-Assistenten Julian trainiert, behielt ihren Weg bei.
Dazu hatte ihr auch Oliver Mintzlaff geraten, der Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig und einflussreiche Mann im Hintergrund bei Klosterhalfen. Er habe sie gefragt, ob sie den medialen Druck aushalte oder eine andere Lösung bevorzuge. »Da war für sie klar, dass sie dort bleiben möchte«, sagte Mintzlaff zu Beginn der Coronakrise. In ihrer Wahlheimat hat Klosterhalfen einige Privatrennen bestritten. Auf einen Start bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften am vergangenen Wochenende in Braunschweig verzichtete sie aber - »aufgrund der aktuell erschwerten Umstände hinsichtlich Reiseplanungen und der damit zusammenhängenden Gesamtorganisation«, wie es damals hieß.
Kritik von Kollegen
Beim DLV stieß das nicht auf Begeisterung. Man habe sich gewünscht, dass der eine oder andere Athlet mehr bei den Geistermeisterschaften angetreten wäre, hieß es. Die Verbandsverantwortlichen verzichteten aber darauf, in diesem Zusammenhang den Namen Klosterhalfen zu nennen. Das tat auch Johannes Vetter: Die Stoßrichtung der Kritik des Speerwurf-Weltmeisters von 2017 ging aber eindeutig auch in ihre Richtung: »Was ist das denn für eine Botschaft, wenn gerade unsere Aushängeschilder passen?« Womöglich waren aber auch die Beschwerden der Grund für Klosterhalfens Fehlen. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.