- Politik
- Sawsan Chebli
Parteifreundin
Sawsan Chebli macht ihrem Chef, dem Berliner Bürgermeister Michael Müller, den Wahlkreis streitig
»Einen fairen Wettstreit« wünscht sich Sawsan Chebli auf ihrem Twitter-Kanal. Die 42-Jährige hat jüngst erklärt, dass sie gerne als SPD-Kandidatin für den Bundestag im Berliner Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf antreten möchte. Für eine bekannte Politikerin wie Chebli ist das an sich nichts Ungewöhnliches. Zumal die Staatssekretärin aus der Berliner Senatskanzlei bereits von ihrer Abteilung Kurfürstendamm nominiert wurde.
Pikant ist die Kandidatur dennoch: Schließlich will auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) in diesem Wahlkreis antreten, da sich in seinem Heimatwahlkreis Kevin Kühnert als Kandidat durchgesetzt hat. Die fein austarierte Personalrochade der Berliner Parteispitze, die Müller nach seiner Zeit als Senatschef einen ehrenvollen Abgang Richtung Bundestag ermöglichen soll, gerät durch Cheblis Schachzug ins Wanken.
Bemerkenswert ist die Kandidatur Cheblis aber auch deshalb, weil es eben jener Senatschef Michael Müller war, der die in West-Berlin geborene Beamtin 2016 aus ihrem Amt als Sprecherin des Außenministeriums zurück in die Berliner Landespolitik holte. Dort war die diplomierte Politologin bereits von 2010 bis 2014 Grundsatzreferentin in der Senatsverwaltung für Inneres gewesen. Müllers Parteifreundin Chebli tritt jetzt also gegen ihren eigenen Chef an, der vor gar nicht allzu langer Zeit maßgeblich ihre politische Karriere förderte. Chebli selbst sieht das gleichwohl anders: »Es geht nicht um einen Kampf GEGEN jemanden, sondern um einen Kampf FÜR meinen Heimatbezirk.« Das sei Demokratie, sagt sie.
Ob es so klappt? Unwahrscheinlich, denn die meisten in der SPD von Charlottenburg-Wilmersdorf dürften aus Respektgründen zu Müller halten. Da nützt Chebli, die seit Jahren übel von Rechtsextremen attackiert wird, auch ihr gutes Standing als antirassistische Vorkämpferin wenig. Am Ende zählen in der SPD von heute wohl immer noch die Hinterzimmerdeals von gestern.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.