Es gilt weiter: No pasarán!

Rainer Rutz über den Brandanschlag in Lichtenberg

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Für jemanden, der wie ich in Berlin-Lichtenberg aufgewachsen ist und sich nur allzu gut an die 90er Jahre mit ihren von Neonaziglatzen dominierten No-Go-Areas im Bezirk erinnern kann, sind die Bilder der ausgebrannten Kiezkneipe »Morgen wird besser« nur schwer erträglich. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei dem Brand unweit des Bahnhofs Lichtenberg um einen gezielten und antisemitisch motivierten Terroranschlag handelt.

Der Anschlag zeigt dabei vor allem eines: Die Lichtenberger Neonazi-Strukturen, die dem Bezirk und – ich kann davon ein Lied singen – seinen Bewohnern in den Jahren nach der Wende eine zweifelhafte überregionale Bekanntheit beschert haben, sind vielleicht im Straßenbild nicht mehr so sichtbar. Der einst düstere Kaskelkiez mag mittlerweile nahezu »prenzlauerbergisiert« sein, der Weitlingkiez durch Zuzug und Neubau befriedet. Doch es gibt sie nach wie vor, die faschistischen Strukturen. Hier das Tattoo-Studio eines Neonazikaders, dort eine Kneipe, in der Faschos ein und aus gehen. Und sie sind eine unverändert massive Gefahr – für Linke, Migranten, Queers, Juden, kurzum: alle, die nicht in ihr menschenfeindliches Weltbild passen.

Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass zu der Solidaritätskundgebung am Dienstagnachmittag fast acht Mal so viele Menschen auf die Straße gingen, als von den Veranstaltern erwartet. Es ist ein Zeichen, dass es vielen genauso geht wie mir: Niemals wieder dürfen die Straßen wie in den 90er Jahren von Nazischlägern dominiert werden. Nicht in Lichtenberg, nicht an irgendeinem anderen Ort. Halten wir zusammen! Stellen wir uns den Faschos entgegen! No pasarán!

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