Kreml-Kritiker Nawalny bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert

Russischer Aktivist befindet sich auf Intensivstation / Sprecherin spricht von einer Vergiftung

  • Lesedauer: 2 Min.

Moskau. Der bekannte russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach Angaben aus seinem Umfeld wegen einer mutmaßlichen Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nawalny sei bewusstlos und befinde sich auf der Intensivstation, schrieb dessen Sprecherin Kira Jarmisch am Donnerstag im Internetdienst Twitter. Er leide an einer »Vergiftung« und sei während eines Fluges von Sibirien nach Moskau krank geworden.

Die Maschine musste Jarmisch zufolge wegen der plötzlichen Verschlechterung seines Gesundheitszustands notlanden. Nawalnys Umfeld geht laut Jarmisch davon aus, dass dem oppositionellen Aktivisten Gift in den Tee gemischt wurde. »Das war das Einzige, was er am Morgen getrunken hat.« Den Ärzten zufolge habe »die heiße Flüssigkeit das Gift schnell absorbiert«. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass wird der 44-Jährige in einem Krankenhaus im sibirischen Omsk behandelt.

Nawalny ist der führende Kopf der liberalen Opposition. Er musste vor einem Jahr während seiner Haftstrafe in einem Krankenhaus angeblich wegen eines Allergieschocks behandelt werden. Nawalny betonte damals, dass er vergiftet worden sein könnte. In Russland waren mutmaßliche Vergiftungen im politischen Milieu in der Vergangenheit immer wieder ein Thema.

Nawalny hat viele Feinde im Machtapparat. Nawalny wirft mit seinem Team der Regierung und Oligarchen regelmäßig Korruption und Machtmissbrauch vor. Dazu veröffentlicht er detaillierte Recherchen in den sozialen Netzwerken, wo er ein Millionenpublikum hat. Zuletzt hatte ihm auch der autoritäre Staatschef von Belarus (Weißrussland), Alexander Lukaschenko, vorgeworfen, hinter den Oppositionsprotesten in seinem Land zu stehen. Nawalny organisierte in den vergangenen Jahren in Russland auch immer wieder landesweite Proteste. Seinem Aufruf folgten dabei Zehntausende - vor allem junge Menschen.

Der Oppositionelle werde dabei von den Behörden an seiner Arbeit gehindert, betonte er regelmäßig. Immer wieder gibt es Razzien in seinen Büros. 2017 wurde der Oppositionelle durch eine Farb-Attacke schwer am Auge verletzt. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht und später in Spanien operiert. Der Anwalt war in der Vergangenheit bereits mehrfach attackiert worden. 2017 wurde er am Auge verletzt, als Angreifer ihn vor seinem Büro mit einer antiseptischen grünen Flüssigkeit besprühten. Agenturen/nd

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