Udo Wolf soll Wahlkreis in Pankow holen

Ex-Linksfraktionchef im Abgeordnetenhaus kandidiert 2021 für den Bundestag

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.
Udo Wolf – Udo Wolf soll Wahlkreis in Pankow holen

So ist das im Leben, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die Berliner Linkspartei gab am Donnerstag überraschend bekannt, dass Udo Wolf bei der Bundestagswahl im Herbst 2021 im Wahlkreis 76 in Berlin-Pankow antreten soll.

Noch Ende Mai hatte Wolf nach Bekanntwerden seines Rückzuges als Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhaus gegenüber »nd« erklärt: »Ich will 2021 das Direktmandat in meinem Wahlkreis in Pankow verteidigen.« Als Berater wolle er darüber hinaus der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus zur Verfügung stehen.

Mit Wahlkreis war seinerzeit der Wahlkreis für die Abgeordnetenhauswahl 2021 gemeint gewesen, jetzt geht es aller Wahrscheinlichkeit nach um die Kandidatur eine Ebene höher, also für den Bundestag. Seit klar ist, dass Stefan Liebich, der den Wahlkreis 76 drei Mal – 2009, 2013 und 2017 – gewonnen hatte, nicht mehr antreten will, war die Partei auf der Suche. Nun wurde sie fündig. Mit Lars Klinkmüller gibt es zwar einen weiteren Bewerber für die Direktkandidatur in Pankow, die endgültig von einer Vertreterversammlung der Partei zu Beginn des kommenden Jahres beschlossen werden wird, aber die Unterstützung seines Bezirksverbandes ist Wolf sicher.

»Wir werden der Hauptversammlung des Bezirksverbandes empfehlen, Udo Wolf zu wählen«, sagt die Bezirksvorsitzende der Linken, Sandra Brunner, am Donnerstag bei der Vorstellung Udo Wolfs im Karl-Liebknecht-Haus in Mitte.

»Wir werden unsere vier Wahlkreise in Berlin verteidigen«, erklärte die Landesvorsitzende Katina Schubert. Mit Udo Wolf (Pankow), Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Marzahn-Hellersdorf), der Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch (Lichtenberg) sowie Gregor Gysi in Treptow-Köpenick rechnet sich die Linke gute Chancen aus, dieses Ziel auch zu erreichen. Immerhin gelten die vier Direktmandate in der Hauptstadt als eine Art Lebensversicherung für die Gesamtpartei, falls diese bundesweit die Fünf-Prozent-Hürde nicht überspringen sollte. Schließlich würde der Partei mit drei Direktmandaten ein Gruppenstatus im Bundestag zustehen.

»Ich weiß, das wird schwer, diesen Wahlkreis zu gewinnen«, sagt Wolf. Auch, weil die Sozialstruktur in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee sehr heterogen ist. Wie Stefan Liebich will Wolf bei der Wahl mit einem klaren Bekenntnis zu Rot-Rot-Grün punkten. Dafür stand der Realo Wolf, der früher in der Strömung Forum Demokratischer Sozialismus aktiv war, auch in Berlin. Nicht auszuschließen, dass der 58-Jährige im Bundestag auf alte Bekannte aus dem Berliner Koalitionsausschuss stößt: Denn für die SPD will der Regierende Bürgermeister Michael Müller in den Bundestag, für die Grünen wohl deren Landessprecherin Nina Stahr. Rot-Rot-Grün wäre wiedervereint.

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