Kriegsspiele als Ablenkung
Philip Malzahn über den hohen Preis für Ankaras Konfrontationskurs
Während der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan innenpolitisch bei weitem nicht das halten kann, was er verspricht, geht seine Regierung auf direkten Konfrontationskurs mit seinen Nachbarn. Laut Vizepräsident Fatu Oktay steht man nun kurz vor einem Krieg mit Griechenland. Es wäre nach Libyen, Syrien und dem Nordirak bereits die vierte Front, an der man militärisch operiert.
Beides - die innenpolitische Misere und der außenpolitische Kriegsdrang - hängt miteinander zusammen. Denn in Kriegszeiten rücken die Menschen zusammen, und darauf setzt man in der Türkei auch in diesen Tagen. Die Hoffnung: Dass die Menschen ihre Probleme vergessen oder zumindest bereit sind, sie für »das große Ganze« zu ertragen. Dazu gehört nicht nur die krasse Inflation, sondern auch, dass man schon für leise Kritik an den Zuständen drakonisch bestraft wird. So erging es auch der Anwältin Ebru Timtik. Sie war 2019 wegen Terrorismus zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Nach 238 Tagen im Hungerstreik ist sie am Freitag verstorben. Sie wollte einen fairen Prozess erzwingen. Den zu erhalten, ist in dieser Türkei kaum möglich. Ins Militär einzutreten und für die Interessen der Regierung sein Leben zu riskieren, das ist viel einfacher.
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