Die Linke hat die Wahl
Nach dem Rückzug der Parteivorsitzenden werden Nachfolger gesucht
Berlin. Katja Kipping schreibt, ihr falle der Abschied vom Amt der Linke-Chefin leicht, »da wir in unserer Partei kluge Genoss*innen haben, die Vorsitz können«. Am Wochenende gab nach Kipping auch Ko-Chef Bernd Riexinger bekannt, Ende Oktober nicht mehr für den Bundesvorsitz zu kandidieren.
Nun darf man gespannt sein, wer seine Kandidatur für das Amt verkünden wird. Es ist zwar das höchste in der Partei, doch zugleich führen die Anfeindungen, denen Kipping und Riexinger, aber auch ihre Amtsvorgänger Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, aus der eigenen Partei heraus zeitweilig ausgesetzt waren, eindrücklich vor Augen, dass diese Position starke Nerven fordert.
Zwei Frauen gelten derzeit als heiße Anwärterinnen: Janine Wissler, Landes- und Fraktionsvorsitzende in Hessen, und Susanne Hennig-Wellsow, die in Thüringen Partei und Landtagsfraktion führt. Wissler ist bereits stellvertretende Parteichefin - und eine profilierte Vertreterin der Parteilinken. Hennig-Wellsow wiederum gehört zum Reformerlager und plädiert nachdrücklich dafür, dass die Linke 2021, entsprechende Mehrheiten vorausgesetzt, in eine Bundesregierung mit SPD und Grünen eintritt. Für diese Linie dürfte auch Simone Oldenburg stehen. Zuletzt erfuhr »nd« aus Vorstandskreisen, die Pragmatiker in der Partei könnten die Chefin des Landesverbands und der Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern für das Spitzenamt vorschlagen. Sie ist seit 2018 stellvertretende Bundesvorsitzende.
Es sind viele weitere Namen für den Parteivorsitz im Gespräch. In Medienberichten wurden etwa der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch, ihr Parlamentarischer Geschäftsführer Jan Korte und die ehemalige Brandenburger Sozialministerin und heutige Staatssekretärin im Thüringer Infrastruktur- und Agrarministerium, Susanna Karawanskij, genannt. Außerdem könnte sich der stellvertretende Vorsitzende Ali Al-Dailami bewerben. Er ist der einzige unter den Genannten, der kein anderes Amt bekleidet. jfr
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.