Falsche Zahlen zu rechtsextremen Konzerten

Ulla Jelpke empört: Inlandsgeheimdienst täuscht mutwillig die Bevölkerung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat mit zu niedrigen Zahlen zu Neonazi-Konzerten die Öffentlichkeit falsch informiert. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor. Denn die Anzahl der darin angegebenen Musikveranstaltungen unterscheiden sich erheblich von den Angaben im Jahresbericht des Verfassungsschutzes. Zuerst hatte die Funke-Mediengruppe darüber berichtet, das Papier liegt auch der Deutschen Presse-Agentur vor.

Regelmäßig, meist einmal im Jahresquartal, fragt die Linksfraktion Zahlen unter anderem zu rechtsextremistischen Musikveranstaltungen beim Bundesinnenministerium ab. Aus den Antworten auf diese Anfragen ergeben sich nach Berechnungen der Linksfraktion für das Jahr 2018 insgesamt 320 Konzerte der rechtsextremen Szene. Im Jahresbericht des Bundesverfassungsschutzes sei jedoch von nur 270 Konzerten die Rede gewesen. 2019 ergaben sich demnach 372 rechtsextreme Musikveranstaltungen, im Verfassungsschutzbericht seien aber nur 311 erwähnt worden.

Die Diskrepanz beruhe auf Zahlen der Landesämter für Verfassungsschutz, die laut vorliegender Antwort des Bundesinnenministeriums für den Jahresbericht dem Bundesverfassungsschutz nur Zahlen meldeten, die laut vorliegender Antwort des Bundesinnenministeriums öffentlich bekannt sind oder nur als »Verschlusssache (VS) - Nur für den Dienstgebrauch« eingestuft werden, also keiner höheren Geheimhaltungsstufe unterliegen. Das soll mutmaßlich dem Schutz von V-Leuten dienen. Die Zahlen der Landesämter werden vom Bundesamt gebündelt und auch vom Bundesinnenministerium für seine regelmäßigen Auskünfte an den Bundestag genutzt.

Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, reagierte empört. »Die Verfassungsschutzämter belügen in ihren Berichten die Öffentlichkeit. Der Inlandsgeheimdienst verharmlost das tatsächliche Ausmaß der Nazi-Umtriebe in Deutschland und täuscht mutwillig die Bevölkerung«, erklärte sie. jtr/dpa

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.