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Warum sich Zwickau einen Klimamanager leistet
Sachsens viertgrößte Stadt setzt seit Jahren Trends in puncto vorausschauender Umweltplanung
Geht es um kommunale Umwelt- und Klimastandards, ist Zwickau schon lange eine Hausnummer. Ist vom Zwickauer Modell die Rede, meint dies zweierlei. Zum einen ein bundesweites Pilotprojekt, bei dem Eisenbahn- und Straßenbahngleise zu einer Dreischienentrasse kombiniert werden, um die City möglichst gut mit dem Umland zu verbinden. Und zum anderen ein Projekt zur Klimaanpassung: das zeitgemäße Management innerstädtischer Straßenbäume. So werden neue Bäume direkt am Fahrbahnrand gepflanzt, auch zu Lasten von Parkraum.
Die 12.000 Straßenbäume in Sachsens viertgrößter Stadt - vorrangig Ahorn, Linde und Esche - sieht Michael Mühmel, Chef des städtischen Umweltbüros, als Multitalente. Angesichts häufigerer Hitzeperioden dienten sie als »Stadtbildgestalter« und Frischluftspender, Staubfilter und »Klimaanlage« in einem. Darum habe man genau analysiert, welche Bäume sich für die jeweilige Lage am besten eignen. Es galt dabei herauszufinden, »welche Arten mit dem Klimawandel am besten zurechtkommen und sich zugleich effektiv unterhalten lassen«.
Ahorn & Co. kommt auch eine Rolle im Zwickauer Klimaanpassungskonzept zu. Erarbeitet wurde es vom hauptamtlichen Klimaschutzmanager der Stadt - ein bundesweit noch ziemlich einmaliger Posten. Bereits seit 2012 leistet sich Zwickau diese Planstelle. Etwa zeitgleich entstand ein komplexes Energie- und Klimaschutzkonzept, gefördert über die kommunale Klimarichtlinie des Bundes. Den Hintergrund hierfür bildeten auch Strukturänderungen. Denn 2008, als SPD-Frau Pia Findeiß Oberbürgermeisterin wurde, verlor die 90 000-Einwohner-Stadt ihre Kreisfreiheit und wurde Sitz der Verwaltung eines neuen Großkreises. So baute man Teile des Umweltamtes, die bei der Stadt blieben, in ein neues Umweltbüro ein. Gleich ein professionelles Klimamanagement zu schaffen, war da naheliegend. Zwar gab es auch hierfür Fördermittel, dennoch musste diese Stelle im Stadtrat erst durchgesetzt werden. Denn allgemein stehen die Zeichen eher auf Kosten-, also auch Stellenreduzierung.
Den fachlichen Background für Zwickaus Umwelt- und Klimastrategie liefert seit 2011 der European Energy Award (eea). Über dieses Qualitätsmanagementverfahren, das von der Ist-Analyse über das Erstellen eines Arbeitsprogramms bis zur Projektumsetzung und sukzessiven Anpassung an eine sich stetig ändernde Umwelt reicht, lassen sich bereits 300 deutsche Gemeinden zertifizieren. Vor der Erarbeitung eines integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes (EKK) hatte die Stadt alle relevanten Leute an einen Tisch geholt. »Das war ein sehr guter Einstieg, den ich so jeder Gemeinde empfehlen würde«, sagt Mühmel. Denn das EKK liefere für die Folgejahre eine stabile Handlungs- und Planungsgrundlage, erst recht, wenn es ein hauptamtlicher Klimamanager koordiniere.
In Zwickau hat auch die Volkswagen AG ein Werk. Gleich drei E-Autotypen entstehen hier. Da liegt es nahe, dass man auch in der Elektromobilität Trends setzt. Einerseits nutzt die Verwaltung bereits 13 Elektrofahrzeuge, andererseits entsteht gemeinsam mit VW ein kommunales E-Mobilitätskonzept. Demnächst soll es belastbare Vorgaben für die künftige Infrastruktur bis 2025 liefern, vor allem bei Ladesäulen. Mühmel geht davon aus, dass sich die Zahl der E-Autos in Zwickau bis dahin nicht nur auf 2500 verdreifacht, sondern dass dann auch Hunderte Auswärtige in die Stadt »stromern«. So soll es 2025 bereits 173 Normal- bzw. Schnellladepunkte geben.
Eine weitere Säule im Klimakonzept der Stadt bildet eine »Klimafunktionskarte«. »Denn für die Bauleitplanung ist es wichtig zu wissen, wo gibt es Gebiete, die sich bei reichlich Sonne überhitzen, und wo haben wir Kaltluftentstehungsgebiete«, erklärt der Umweltbürochef. Letztere gelte es freizuhalten, um die Sommertemperaturen zu dämpfen.
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